Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  25 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 25 / 68 Next Page
Page Background PISTE.DE

025

HIPHOP-SPECIAL |

KULTUR

FÜNF STERNE

DELUXE

Fünf Sterne deluxe sind im Kern eine Fortsetzung der Crew Der Tobi und Das Bo

gewesen. Und beiden Konstellationen ist es zu verdanken, dass wir Rap-Musik

hören können – und trotzdem dabei lachen dürfen. Am Anfang hat man den

beiden nämlich den hanseatischen Humor, der sich bis heute durch ihr Ge-

samtwerk zieht, äußerst krumm genommen. Die HipHop-Szene 1995 war eine

andere als heute. Man warf ihnen vor, HipHop nicht ernst zu nehmen.

Die Szene-Protagonisten von damals hatten für sich eine größtmögliche Distanz

zwischen Humor und Rap aufgebaut. Der Grund war die negative Erfahrung

aus den 80er Jahren: Damals gab es hunderte Spaß-Rap-Experimente von zum

Beispiel Thomas Gottschalk, dem Hasen Caesar aus dem Kinderprogramm und

Peter Alexander. „Echter Rap“ war deshalb eine spaßbefreite Zone – und Der

Tobi und Das Bo bekamen das zu spüren, als sie bei Viva in der wichtigsten

Szene-Sprachrohr-Sendung „Freestyle“ auftraten. Dort wurden sie gewisserma-

ßen vor ein HipHop-Gericht gestellt und mussten sich rechtfertigen. Advanced

Chemistry, die damals am meisten anerkannte Band im Deutschrap, rappte

die Zeile „Ihr nehmt den HipHop-Begriff und dreht ihn um“. Die Reaktion von

Tobi und Bo: Sie machten ein Lied mit dem Titel „poH piH“. Später wollte die

legendäre Rap- und Graffiti-Crew Too Strong aus Dortmund die beiden boxen.

Doch am Ende unterhielt man sich und hat, laut Das Bo, die ganze Nacht

zusammen gesoffen. Man kann halt auch ernsthaft Spaß machen – und Der

Tobi und Das Bo machen das heute wieder zusammen als Fünf Sterne deluxe.

Das neue Album ist im Anschlag und man darf gespannt sein, wer sich diesmal

getroffen fühlt.

BEGINNER

Die Beginner sind die Elder Statesman des Hamburger HipHop. Gegründet

1991 haben sie stetig an ihrer eigenen Entwicklung gearbeitet, und damit nicht

nur Hamburger HipHop geprägt und mit auf die Karte gepackt. Nein, sie haben

das im Grunde für die ganze deutsche HipHop-Szene getan.

Ihr Album „Bambule“ löste den Deutschrap-Hype der späten 90er Jahre aus. Je-

der, der nicht bei drei auf dem Baum war, hatte plötzlich ein Angebot einer deut-

schen Major Plattenfirma. Und wenn man aus Hamburg kam, sogar zwei Deals.

Mit der Mongo Clikke und dem Label Eimsbush Records erfand man nicht nur

Künstler-Kollektive und Plattformen, die für viele Künstler, zum Beispiel Samy Delu-

xe prägend war. Man erfand auch ikonische Marken des Deutschraps, die heute

noch Mitdreißiger zu Tränen rühren können. Vom Einfluss auf Sprache und Style

mal ganz zu schweigen. Bei der Kleinen Konditorei können sie heute ein Brötchen

mit dem Namen „Eimsbusher“ kaufen. Wer hat‘s erfunden? 

Die Wichtigkeit der Beginner liegt zum einen in ihrer Musik, die schon immer eine

Mischung aus traditioneller Rap-Härte darstellte, aber immer gepaart war mit den

einfach zu merkenden Punchlines, One Linern und Slangs (Digger, Flashig, Derbe

Styles). Plus dem gewissen Schuss an Melodie. Diese Dinge erleichterten dem

nicht so Rap-affinen Menschen den Zugang. Während die Kritik am 2016er Al-

bum Advanced Chemistry laut wurde, gehört es zu den erfolgreichsten Alben der

Band. Und die Live Tournee der Jungs machte erneut die bundesweite Bedeutung

dieser Band klar, die inzwischen auf Fußball Stadion-Niveau agiert.

© David Königsmann