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029

HIPHOP-SPECIAL |

KULTUR

187

STRASSENBANDE

Die 187 Strassenbande ist der neueste Zugang in der Königsklasse des Ham-

burger HipHops. Der Zahlencode 187 ist bei der Amerikanischen Polizei der

Code für einen Mord – und deutet bereits darauf hin, dass man es hier mit Stra-

ßen- und Gangstarap zu tun hat. Gegründet wurde die Strassenbande 2006

und fiel zuerst in Hamburg durch ihre Graffiti Mitglieder wie Frost auf. Die Ban-

de ist groß und in der Öffentlichkeit treten meist nur die Rapper auf. Das sind

Bonez, Gzuz, Maxwell, LX und Sa4 (Safir gesprochen). Von anderen Rappern

und Crews unterscheidet sich die 187 Strassenbande vor allem dadurch, dass

der Zusammenhalt der Gruppe an erster Stelle steht.

Nach acht Jahren harter Aufbauarbeit konnte sich 2014 das erste mal ein

Album von Gzuz & Bonez MC in den Top 10 der deutschen Charts platzieren.

Ab diesem Tipping Point explodierte geradezu die Entwicklung der Bande und

ein Erfolg reihte sich an den nächsten. Die letzten beiden Höhepunkte waren

2016 das Kollabo Album „Palmen aus Plastik“ von Bonez MC & Raf Camora.

Der typische 187 Sound wurde hier weitestgehend ersetzt durch den neuen

Stil „Afro-Trap“, eine Mischung aus Dancehall und Reaggeton-Rhytmen mit blu-

migen Afro-Akkorden und Sounds. Mit dem „Sampler 4“, auf dem die ganze

Bande vertreten ist, stellte man 2017 mit 22,9 Millionen Streams auf Spotify in

der ersten Verkaufswoche einen weltweiten Rekord auf. Zahlen von Weltstars

wie Ed Sheeran und Taylor Swift wurden übertroffen. Der Weg der 187 Stras-

senbande zeigt weiterhin nach oben.

ACE TEE

& DER NACHWUCHS

Was macht der Hamburger Nachwuchs? Zum Beispiel Ace Tee: Sie war vor

genau einem Jahr eine unbekannte Musikerin aus Hamburg. Heute hat sie einen

Deal mit dem Major Label Four Music und große Werbetafeln und Häuserwän-

de sind mit ihrem Konterfei geschmückt. Daneben die Buchstaben H & M. Der

Grund: Sie hat eine eigene Kollektion zusammen mit dem Modehaus entworfen.

Was ist dazwischen passiert? Eigentlich wenig: Ziemlich genau ein Musik-Video

mit dem Titel „Bist du Down“ und eine Tonne von Artikeln und Fotos, die weltweit

über Ace Tee und den Erfolg ihres Videos berichten. Von der Amerikanischen

Vogue bis zum Hamburger Abendblatt und zurück. Gefühlt jede Zeitung und

jedes Magazin schrieb über die Style-Sicherheit der Hamburgerin und ihr großes

Talent.

Ace Tee ist eines der vielen jungen Talente der Hamburger HipHop-Szene, die

einem Hoffnung machen für die nächsten Jahre. Neben ihr gibt es noch andere

talentierte Damen in dieser Stadt wie Eunique, Haiyti oder Fantasma.

Natürlich gibt es auch bei den Herren spannende Entwicklungen. Estikay wurde

direkt von Sido auf seinem Goldzweig Label unter Vertrag genommen. Es ist die

Smoothness, die Sido überzeugt. Aber es gibt auch andere spannende Rapper

wie Taimo. Ein Straßenrapper, der erfrischend reflektiert seine Geschichten aus

dem Viertel erzählt und dazu Beats aussucht, die eine Mischung aus klassischem

90er Rap und modernen Elementen darstellt. Oder Booz aus Eimsbüttel, der eine

funky Lockerheit mit sich bringt, die man so meist nur von US-Acts kennt. Die

Trap-Hoffnung liegt auf den Schultern von Jace. Die Mischung aus seinem un-

schuldigen Look und den Texten über Drogen etc. bauen einen Kontrast auf, der

mehr als spannend ist. Oder John Known, der sich von Figub Brazlevic mit Beats

austatten lässt, was lupenreine 90er Styles garantiert – und live eine beeindru-

ckende Macht darstellt. Die Intensität, die er am Mikro an den Tag legt, sucht dort

seinesgleichen. Die Zukunft des Hamburger Raps dürfte nicht am Boden liegen

wie Möwenscheiße.

© Arnold hammer