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041

TIPPS & TRENDS |

SPORT & FITNESS

NACH ÜBER 35 JAHREN CLUB-FÜHRUNG

WIRST DU NUN DIE KAIFU-LODGE VER-

LASSEN. WIE KAMST DU ZU DIESEM

ENTSCHLUSS?

Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich

höre ja nicht auf, weil ich muss, sondern weil ich

kann. Es gibt Leute, die nicht so gut loslassen kön-

nen, ich gehöre nicht dazu.

KLINGT SO, ALS WÜRDE DIR DIE ENTSCHEI-

DUNG NICHT ALLZU SCHWER FALLEN.

Ich würde ja nicht aufhören, wenn ich nicht genau

wüsste, dass das Haus in Gute Hände fällt. Über

die Zeit haben wir hier ein super Team entwickelt,

bei dem alle schon lange dabei sind und das wirk-

lich gut können – wenn nicht, sogar besser. Weil

die Jüngeren eben noch kommunikativer und

kooperativer sind. Zudem haben alle richtig Lust

dazu. Ich bin sehr froh und freue mich da richtig

drüber.

DAMIT SPRICHST DU DEINEN NACHFOL-

GERN GROSSES VERTRAUEN AUS ...

Ich glaube, es gibt viele Menschen, die immer

wichtig sein wollen, die – besonders im Alter – ein

bisschen Macht ausüben wollen. Da gehöre ich

nicht wirklich dazu, das liegt mir nur theoretisch

(lacht). Auch wenn es vielleicht etwas der Hambur-

ger Tradition entspricht, seine Nachfolger so lange

zu nerven, bis man ins Grab steigt: Ich halte das

für falsch. Man sollte etwas weitergeben, wenn

die Zeit dafür reif ist – und die Leute reif sind, die

es weitermachen. Und das ist der Fall.

FITNESS UND EIN AKTIVER LEBENSSTIL

HABEN DEIN LEBEN ANHALTEND GEPRÄGT.

WAS MACHST DU MIT DEINER NEU GEWON-

NENEN FREIZEIT?

Auf meine Freizeit freue ich mich. Ich bin ja jetzt

schon seit einem halben Jahr etwas weniger aktiv,

habe vor allem gecoacht, also das Haus mehr

„begleitet“ als geleitet. Komplett herausziehen

werde ich mich vor allem aus dem operativen

Geschäft. Ich werde aber schon noch beratend im

Haus tätig sein. Zudem habe ich ein Angebot aus

England bekommen, wo ich ebenfalls in der sel-

ben Branche beratend aktiv sein werde. Zwei Drit-

tel des Monats werde ich also beraten und ein

Drittel des Monats habe ich vor, nichts zu tun.

WELCHE LEIDENSCHAFTEN HAST DU NEBEN

DEM SPORT UND DER ARBEIT?

Ich reise sehr gern, schaue mir Dinge an. Mir

gefällt der spanisch sprechende Raum sehr gut,

insbesondere Barcelona. Aber ich bin auch sehr

gern zu Hause. Ich muss nicht immer nur produktiv

sein. Es gibt viele Dinge, die ich einfach so gern

tue wie beispielsweise lesen.

WENN DU HEUTE AUF DIE GESCHICHTE DER

KAIFU ZURÜCK BLICKST: WAS HAT DIE KAIFU

SO ERFOLGREICH GEMACHT?

Wir haben schon früh auf Innovation gesetzt, auf

eine große Vielfalt an Kursen und auf top Geräte.

Zudem haben wir schon Ende der Neunziger mit

Eventmarketing angefangen. Damit konnten wir

auch das etwas jüngere Publikum abholen.

Ursprünglich war dies eher eine Art Abwehrreak-

tion gegenüber der schickeren, erwachseneren

Clubs, die zunehmend für die Älteren interessant

wurden. Die Jüngeren haben selbstverständlich

auch Druck gemacht, bezüglich dem, was sie von

uns erwarteten. Damit haben sie uns letztendlich

sehr geholfen, uns zu dem lebhaften Club gemacht,

der wir heute sind. Gemeinschaft spielte dabei von

Anfang an eine entscheidende Rolle: Durch stetige

Kommunikation haben wir es geschafft, uns mit

unseren Mitgliedern und Mitarbeitern gemeinsam

zu entwickeln.

NUN STEHT DIE KAIFU-LODGE UNMITTELBAR

VOR

EINEM

GENERATIONSWECHSEL:

WORIN LIEGT IN ZUKUNFT DIE GRÖSSTE

HERAUSFORDERUNG?

Die Herausforderung wird sein, dass wir weiterhin

immer das Gefühl für die Mitglieder aufbringen

und herausfinden, welche Wünsche sie haben –

und wie wir sie erfüllen können. Dabei bleiben das

Miteinander, das offene aufeinander Zugehen

und der persönliche Dialog die wichtigsten

Bestandteile unserer Philosophie. Zwischen den

Mitgliedern und dem Team sowie auch jeweils

untereinander. Es ist auch das, was uns von den

ganzen Discountern und Digital-Fitnessangeboten

unterscheidet.

Natürlich gehen wir mit der Zeit, beispielsweise mit

unserer neuen App Kaifu-to-Go. Aber wir glauben

fest daran, dass man den Menschen durch nichts

ersetzen kann. Immer mit anderen zusammen. Das

ist unsere Kernbotschaft. Wenn wir das schaffen,

und gleichzeitig noch ein bisschen schlauer in der

Abwicklung werden, weil wir jeden Tag dazuler-

nen und lernfähig bleiben, dann habe ich keinerlei

Angst vor der Zukunft. Dann schaffen wir auch

noch die nächsten 35 Jahre.

kaifu-lodge.de

CONNY

HASSELBACH

IM INTERVIEW

Mit 67 Jahren zieht sich Conny Hasselbach nun aus dem operativen Geschäft zurück. Dabei schaut

er auf ein Lebenswerk, auf das er stolz sein kann.