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TIPPS & TRENDS |
SPORT & FITNESS
NACH ÜBER 35 JAHREN CLUB-FÜHRUNG
WIRST DU NUN DIE KAIFU-LODGE VER-
LASSEN. WIE KAMST DU ZU DIESEM
ENTSCHLUSS?
Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich
höre ja nicht auf, weil ich muss, sondern weil ich
kann. Es gibt Leute, die nicht so gut loslassen kön-
nen, ich gehöre nicht dazu.
KLINGT SO, ALS WÜRDE DIR DIE ENTSCHEI-
DUNG NICHT ALLZU SCHWER FALLEN.
Ich würde ja nicht aufhören, wenn ich nicht genau
wüsste, dass das Haus in Gute Hände fällt. Über
die Zeit haben wir hier ein super Team entwickelt,
bei dem alle schon lange dabei sind und das wirk-
lich gut können – wenn nicht, sogar besser. Weil
die Jüngeren eben noch kommunikativer und
kooperativer sind. Zudem haben alle richtig Lust
dazu. Ich bin sehr froh und freue mich da richtig
drüber.
DAMIT SPRICHST DU DEINEN NACHFOL-
GERN GROSSES VERTRAUEN AUS ...
Ich glaube, es gibt viele Menschen, die immer
wichtig sein wollen, die – besonders im Alter – ein
bisschen Macht ausüben wollen. Da gehöre ich
nicht wirklich dazu, das liegt mir nur theoretisch
(lacht). Auch wenn es vielleicht etwas der Hambur-
ger Tradition entspricht, seine Nachfolger so lange
zu nerven, bis man ins Grab steigt: Ich halte das
für falsch. Man sollte etwas weitergeben, wenn
die Zeit dafür reif ist – und die Leute reif sind, die
es weitermachen. Und das ist der Fall.
FITNESS UND EIN AKTIVER LEBENSSTIL
HABEN DEIN LEBEN ANHALTEND GEPRÄGT.
WAS MACHST DU MIT DEINER NEU GEWON-
NENEN FREIZEIT?
Auf meine Freizeit freue ich mich. Ich bin ja jetzt
schon seit einem halben Jahr etwas weniger aktiv,
habe vor allem gecoacht, also das Haus mehr
„begleitet“ als geleitet. Komplett herausziehen
werde ich mich vor allem aus dem operativen
Geschäft. Ich werde aber schon noch beratend im
Haus tätig sein. Zudem habe ich ein Angebot aus
England bekommen, wo ich ebenfalls in der sel-
ben Branche beratend aktiv sein werde. Zwei Drit-
tel des Monats werde ich also beraten und ein
Drittel des Monats habe ich vor, nichts zu tun.
WELCHE LEIDENSCHAFTEN HAST DU NEBEN
DEM SPORT UND DER ARBEIT?
Ich reise sehr gern, schaue mir Dinge an. Mir
gefällt der spanisch sprechende Raum sehr gut,
insbesondere Barcelona. Aber ich bin auch sehr
gern zu Hause. Ich muss nicht immer nur produktiv
sein. Es gibt viele Dinge, die ich einfach so gern
tue wie beispielsweise lesen.
WENN DU HEUTE AUF DIE GESCHICHTE DER
KAIFU ZURÜCK BLICKST: WAS HAT DIE KAIFU
SO ERFOLGREICH GEMACHT?
Wir haben schon früh auf Innovation gesetzt, auf
eine große Vielfalt an Kursen und auf top Geräte.
Zudem haben wir schon Ende der Neunziger mit
Eventmarketing angefangen. Damit konnten wir
auch das etwas jüngere Publikum abholen.
Ursprünglich war dies eher eine Art Abwehrreak-
tion gegenüber der schickeren, erwachseneren
Clubs, die zunehmend für die Älteren interessant
wurden. Die Jüngeren haben selbstverständlich
auch Druck gemacht, bezüglich dem, was sie von
uns erwarteten. Damit haben sie uns letztendlich
sehr geholfen, uns zu dem lebhaften Club gemacht,
der wir heute sind. Gemeinschaft spielte dabei von
Anfang an eine entscheidende Rolle: Durch stetige
Kommunikation haben wir es geschafft, uns mit
unseren Mitgliedern und Mitarbeitern gemeinsam
zu entwickeln.
NUN STEHT DIE KAIFU-LODGE UNMITTELBAR
VOR
EINEM
GENERATIONSWECHSEL:
WORIN LIEGT IN ZUKUNFT DIE GRÖSSTE
HERAUSFORDERUNG?
Die Herausforderung wird sein, dass wir weiterhin
immer das Gefühl für die Mitglieder aufbringen
und herausfinden, welche Wünsche sie haben –
und wie wir sie erfüllen können. Dabei bleiben das
Miteinander, das offene aufeinander Zugehen
und der persönliche Dialog die wichtigsten
Bestandteile unserer Philosophie. Zwischen den
Mitgliedern und dem Team sowie auch jeweils
untereinander. Es ist auch das, was uns von den
ganzen Discountern und Digital-Fitnessangeboten
unterscheidet.
Natürlich gehen wir mit der Zeit, beispielsweise mit
unserer neuen App Kaifu-to-Go. Aber wir glauben
fest daran, dass man den Menschen durch nichts
ersetzen kann. Immer mit anderen zusammen. Das
ist unsere Kernbotschaft. Wenn wir das schaffen,
und gleichzeitig noch ein bisschen schlauer in der
Abwicklung werden, weil wir jeden Tag dazuler-
nen und lernfähig bleiben, dann habe ich keinerlei
Angst vor der Zukunft. Dann schaffen wir auch
noch die nächsten 35 Jahre.
kaifu-lodge.deCONNY
HASSELBACH
IM INTERVIEW
Mit 67 Jahren zieht sich Conny Hasselbach nun aus dem operativen Geschäft zurück. Dabei schaut
er auf ein Lebenswerk, auf das er stolz sein kann.