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Im Interview: Anna Pogany

Im Interview: Anna Pogany


News vom 17.07.2019 - Stand: 17.07.2019 14:40

Gerade bei euch Sportlern geht es immer darum, noch besser zu werden. Wie kommst du damit klar, wenn es mal nicht so gut läuft?

Anna: An so einen Punkt kommt man häufig. Gerade diese Phasen machen stark, weil man dann am meisten lernt, wie man es anders, besser machen
kann. Je öfter man schwierige Situationen durchlebt und schafft, desto besser kann man damit umgehen. Man muss im Kopf soweit kommen, etwas abzuhaken und sich konstruktiv auf ein, zwei sachliche Ziele zu
konzentrieren, sonst kommt man in einen negativen Trott. Das klappt mal mehr, mal weniger.

Wenn in Bewerbungsgesprächen nach einer Schwäche gefragt wird, ist eine Klassiker-Antwort „Perfektionismus“, weil das am Ende doch nach
einer Stärke klingt. Darf man nicht mehr schwach sein?

Anna: Schwächen machen menschlich. Ich finde es authentischer, sie zuzugeben, weil jeder was hat, was er nicht so gut kann. Man kann damit auch zeigen, dass man daran arbeitet und dazulernt. Es ist schade, dass Menschen davor Angst haben, deshalb aus dem System zu fallen, weil Firmen immer den perfekten Mitarbeiter suchen. Da gibt es knallharte Regeln beim Aussieben. Wie du als Mensch bist, dein Auftreten, dein Charakter, kommt da erst mal nicht vor. Aber man ist ja zum Beispiel nicht unbedingt nur dann ein guter Arzt, wenn man im Abi einen 1,0-er Durchschnitt hat, da gehört auch Empathie dazu. Umgekehrt heißt eine
Schwäche nicht, dass man deshalb für einen Beruf gar nicht geeignet ist. Aber ich glaube, dass die Welt da offener wird.

Welche Schwäche kannst du selbst leicht zugeben?

Anna:  Ich bin manchmal ungeduldig. Viele Sachen sind ein Reifeprozess, ein Entwicklungsweg, ich bin aber manchmal die Funfjährige, die sagt, ich will das aber jetzt! Und je besser man wird, desto kleinere Fortschritte macht man, desto schwerer wird es, noch besser zu werden. Da wird es umso wichtiger, den Fokus zu behalten, auf was will ich mich konzentrieren, und dranzubleiben, von Spiel zu Spiel weiterzumachen. Manchmal muss man aber auch loslassen können, wenn was nicht klappen will.
Ohne Druck geht es oft plötzlich von allein.

Kann man Ungeduld andersrum auch als Stärke interpretieren?

Anna:  Man kann es schon von zwei Seiten betrachten, wie wahrscheinlich alle Eigenschaften. Es bedeutet ja auch, dass ich ehrgeizig bin, dass ich Dinge schaffen will. Auch wenn ich gut gespielt habe, schau ich mir immer an, was noch besser geht.

Welche Schwächen stören dich bei anderen, was kannst du gut tolerieren?

Anna: Was ich nicht gut tolerieren kann ist, wenn Menschen sich nicht selbst reflektieren können, also sich zum Beispiel nicht entschuldigen, wenn sie
mal aggressiv geworden sind, was ja in Drucksituationen jedem mal passieren kann, dass man überreagiert. Im Grunde kann ich aber viel tolerieren. Das lernt man wahrscheinlich auch im Volleyball, wenn Leute zusammengewürfelt werden, von denen du nicht bestimmen kannst, ob du mit ihnen arbeiten willst oder nicht. Man muss jeden nehmen, wie er ist, weil man es eh nicht ändern kann. Dir geht zu viel Energie verloren, wenn du dich ständig aufregst. Es ist doch besser, positive Energie auszustrahlen.


Anna Pogany (24 Jahre, 1,68 Meter), in Berlin geboren und in München aufgewachsen, hat von beiden Elternseiten ungarische Wurzeln. 2009 stieß die damals 15-Jährige zu den Roten Raben Vilsbiburg, spielte sich dort vom Nachwuchs ins Profiteam und in die Jugend-Nationalmannschaft. 2014 wurde sie mit den Raben Pokalsiegerin und Vizemeisterin.
2015 wechselte Anna zum Köpenicker SC und spielte ab 2017 im schweizerischen Pfeffingen und holte hier ihren zweiten Vizemeister-Titel, bevor sie, nunmehr bei den A-Schmetterlingen, 2018 Stamm-Libera in
Schwerin wurde. Aktuell schreibt sie an ihrer Bachelor-Arbeit in Wirtschaftspsychologie zum Thema „Sind Profisportler gute Projektmanager“.


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