Kolumne

EDITORIAL Oktober 2022: Nackt im Supermarkt

Hauen wir die Tatsachen auf den Tisch:
Die Queen ist tot, Arielle ist für Twitter-User nicht mehr “ihre Arielle” und der CDU-Parteitag beschließt eine Frauenquote für die eigenen Reihen. Kurze Frage: Hat mich irgendwer in einem Paralleluniversum ausgesetzt? Ich meine, das klingt doch alles total unrealistisch. Das kann doch alles nicht stimmen. Fast so, als wenn man dem Lehrer erzählt, der Hund habe die Hausaufgaben gefressen. Fast so, als wenn man Privatpersonen zur Kasse bitten würde, wenn Gaskonzerne vor dem Aus stehen. Fast so, als müsse man für Radio und Fernsehen Abgaben zahlen, auch wenn man beides möglicherweise gar nicht besitzt. Da hat sich jemand wirklich einen guten Scherz erlaubt, aber ich hab’s durchschaut. Ist alles gar nicht echt.

Deshalb bin ich heute morgen auch völlig befreit, im wahrsten Sinne des Wortes, nackt aus dem Haus gegangen. Im Supermarkt war man verwirrt, aber hey, ist ja alles gar nicht real. Und es werden immer mehr, die merken, dass wir eigentlich gar nicht existieren. Denen es deshalb auch vollkommen Latte ist, was sie im Internet von sich geben. Je peinlicher, verletztender und unreflektierter, desto besser. Grenzen austesten. Die sind eh nur kopfgemacht. Und solltest du oder sollte ich jemals aufwachen und merken: “Shit, das ist ja doch alles echt”, dann wünsche ich uns allen, dass wir einander nicht nackt an der Gemüsetheke treffen. Denn im Ernst: es muss nicht alles nice auf dieser Welt sein, um zu uns selbst und anderen Menschen nett sein zu können. Also: lieb sein!

Schönen Oktober!

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