Kolumne

EDITORIAL Mai 2020: Die Communitymaske

EDITORIAL Mai 2020: Die Communitymaske


Eintrag vom 27.05.2020

Communitymaske – für mich eindeutig das Unwort der letzten Wochen! Im Film nennt man einen Fall wie diesen gerne die Bild-Ton-Schere: Da stimmt das Wort nicht mit dem überein, was es in der Realität ist: Ein Mundschutz, eine Schürze für den Mund, damit ich niesen und husten kann, ohne dass sich der Kunde an der Kassenschlange vor mir den Nacken danach abwischen muss. Ich verstehe den Community-, also den Gemeinschaftsgedanken absolut, aber klingt “Communitymaske” nicht trotzdem irgendwie nach Vermummung auf Instagram, Facebook und Co?

Die Debatte um das Tragen von Mund-Nasen-Masken hat in mir die Frage ausgelöst, wie ich mich damit fühle, wenn ich die Mimik meiner Mitmenschen nicht mehr wahrnehmen kann. In einigen Fällen wäre das sogar ganz praktisch. Zum Beispiel bei dem Versuch ein Gähnen zu unterdrücken, wenn Oma Margot von ihrem letzten Arztbesuch berichtet. Oder wenn noch Brokkoli zwischen den Zähnen steckt. Aber warum verdecken wir nur diese eine Partie des Gesichts? Lasst uns das Ding rund machen! Eine Desirée Nick könnte im TV doch ganzjährig einen schalldichten Motorradhelm tragen, damit man von dem gesprochenen Wort nichts mehr hört. Ist praktischer als den Fernseher ständig auf “Stumm” stellen zu müssen.

Selten habe ich mich so sehr über mein fetischfreies Leben geärgert wie im Communitymaskenjahr 2020. Wäre ich regelmäßiger Gast in diversen BDSM-Etablissements, dann würde ich die Debatte wohl mit ganz anderen Augen betrachten. “Maske auf, Schlüpfer aus!” sozusagen. Mit Sicherheit hätte ich dann auch eine kreative Auswahl an Masken daheim und müsste kein Exemplar krisenbedingt besorgen. Fix Kartoffeln kaufen im Latex-Look oder morgens mit koketter Pferdemaske dem Postboten die Tür öffnen. 
Fun-Fact: So beginnen die besten Erwachsenenfilme.  

Bevor es noch schlüpfriger wird... Blättert um, habt Spaß mit der Mai-Ausgabe, bastelt euch euren provisorischen Mundschutz daraus oder lest die Seiten halt einfach! 

Euer Martin

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