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PISTE.DECITY NEWS
| PISTE PERSÖNLICH
WIR ROLLEN DAS GANZE MAL VON VORN AUF: DU KAMST NACH
HAMBURG UND DANN FING DEINE KULTUR-CLUB-KARRIERE AN …
Moment, ich kam nicht nach Hamburg – ich bin hier im Schanzenviertel gebo-
ren und aufgewachsen. Meine Gastro-Karriere fing schon in der Schulzeit an,
als ich im Irish Pub gejobbt habe. Danach kam aber auch schon relativ schnell
das Projekt Waagenbau.
WIE KAM DIE IDEE, EINEN CLUB ZU ERÖFFNEN?
Die Idee war eigentlich nie da. Wir haben die Räumlichkeiten entdeckt, als wir
beim China-Mann um die Ecke unser Essen holten. Und sahen eher eine Bar.
Erst später haben wir gemerkt, dass man da wahnsinnig laut Musik hören kann.
Peu à peu haben wir den Laden dann erst ordentlich eingerichtet. Nachts haben
wir gearbeitet und morgens ging es zum Baumarkt, um von dem Gewinn neues
Baumaterial zu besorgen. Wir hatten ja gar kein Geld.
IHR WART DAMALS ZU DRITT. DAS WAR BESTIMMT NICHT IMMER
LEICHT, ODER?
Nee, das stimmt. Wir wollten ja eigentlich nur feiern und kein Business daraus
machen. Im nächsten Jahr kam dann auch schon der Central Park dazu. Auf
einmal waren es bis zu 100 Mitarbeiter und man versank langsam in der Admi-
nistration. Da gab es viel zu lernen – aber ich hatte zum Glück sehr geile Leute
um mich herum, die mir da geholfen haben.
DANN KAMEN IMMER WIEDER NEUE PROJEKTE … ERZÄHL MAL!
Genau! Wie gesagt, der Central Park war das nächste große Projekt – dort
haben wir die Idee „BeachClub“ in einen urbanen Kontext geholt. Und das
obwohl sich die Brammerfläche weit vom Strand und der Elbe befindet. Wir
wollten einen Platz schaffen, wo man sich wohlfühlt und mal eben in der Mit-
tagspause hinkommt.
BLEIBEN WIR BEIM STICHWORT: BRAMMERFLÄCHE. WIE IST DENN DA
DER AKTUELLE STATUS?
Dazu muss man erstmal sagen, dass das Gelände ein sogenanntes Gewerbe-
gebiet ist und die Fläche für große, wirtschaftliche Unternehmen vorgehalten
wurde. Der Witz ist: Da kam aber nie jemand. Nachdem es schon konkrete
Pläne gab, dass Döner-Lieferant Ertan Celik der Stadt das Areal abkaufen wird,
was dann aber doch nicht zustande kam, haben wir ein eigenes städtebauli-
ches Konzept ausgearbeitet und abgegeben. Wir haben viele Menschen mit
einbezogen und befragt, um herauszufinden, was ins Schanzenviertel gehört
bzw. was noch fehlt. Somit hatten wir am Ende ein äußerst realistisches Modell
ausgearbeitet – das zudem noch nachweislich finanzierbar ist. Das Konzept
wurde jedoch von der Liegenschaft abgelehnt. Daraufhin wurde die Fläche zur
Ausschreibung herausgegeben, doch die wurde ohne Ergebnis beendet. Nun
heißt es, die Sternbrücke soll saniert werden und die Bahn braucht das Grund-
stück für diesen Umbau. Neulich durften wir dann aus der Presse erfahren, dass
die Fläche nach der Sanierung an die Saga geht und die Ausschreibung nicht
wiederaufgenommen wird. Ich persönlich habe das Gefühl, die Schanze soll
bewusst langweilig gemacht werden …
WIR MÜSSEN NATÜRLICH NOCH VIVA CON AGUA ANSCHNEIDEN,
DAS WAR FÜR DICH JA AUCH EIN GROSSES THEMA ...
Ja, ganz klar. Ich habe Benni damals im Central Park kennengelernt und dann
ging alles ziemlich schnell. Ich habe ihm von meiner Idee erzählt, aus Viva con
Agua heraus eine Wassermarke zu gründen – er war direkt begeistert und
zusammen haben wir ein tolles Team gebildet. Ich wusste zum Beispiel, wie
eine Marke, der Markt oder auch die Abfüllung des Wassers funktioniert. Nach-
dem das Projekt allein gehen konnte, habe ich mich dann aber in neue Aufga-
ben gestürzt. Soll ja nicht langweilig werden! Aber wir hecken gemeinsam
schon wieder einen neuen Plan aus. Wird mega!
UND JETZT? DU BIST JA NOCH GESELLSCHAFTER BEI WAAGENBAU.
GIBT ES DA NEUIGKEITEN?
Ja, der Waagenbau wurde gerade komplett auf Links gedreht. Eine neue
Geschäftsführung wurde eingesetzt, die Inhaberstruktur wird sich jetzt nochmal
deutlich ändern. Waagenbau brauchte einfach mal wieder frischen Wind, um
wieder so richtig durch die Decke zu gehen. Eigentlich ist meine Zeit ja langsam
vorbei – in dieser „Hype Welt“ zu leben. Dadurch dass meine Freundin jetzt
aber Geschäftsführerin des Waagenbaus ist, bin ich indirekt wieder dabei.
Jedoch ist meine Zeit dafür auch begrenzt. Ich habe ja noch einen Tagesjob als
Gründer und Geschäftsführer von Urban Future Development. Wir konzipieren
Immobilienprojekte mit den Schwerpunkten Wohnungsbau, Gewerbe und Kre-
ativnutzungen. Dabei geht es uns darum, erst an den Städtebau zu denken und
dann die eigentlichen Bauprojekte zu entwickeln. Beispielsweise wollen wir
explizit alle Nachbarn mit einbinden und gemeinsam herausfinden, welche Bau-
steine in dem jeweiligen Projekt Sinn machen und welche eben auch nicht..
VERRÄTST DU UNS DEINEN LIEBLINGSORT IN HAMBURG?
Henry’s Frühstücksstube in der Kampstraße 36. Da ist noch alles so, wie ich es
aus meiner Kindheit kenne. Für mich als leidenschaftlicher Frühstücker ist das ein
kleiner Diamant in der Schanze und dazu einer der ehrlichsten Plätze in Ham-
burg. Nur als Veganer sollte man vielleicht eine andere Lokalität wählen.
ufd.hamburg |
waagenbau.comJOHN
SCHIERHORN
Morgens halb zehn in Hamburg. Um genau zu sein befinden wir uns im „Hallo Kleines!“ in der Weiden-
allee – zusammen mit John Schierhorn. Als Kind des Schanzenviertels ist er Gründungsmitglied des
Clubkombinats, Gesellschafter des Subkulturclubs Waagenbau sowie des Beachclubs Central Park und
war Geschäftsführer der Viva con Agua Wasser GmbH. Heute verantwortet er als Geschäftsführender
Gesellschafter der Urban Future Development GmbH den kaufmännischen Bereich. Wir durften erfah-
ren, was bei dem Hamburger Jung so abgeht!