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PISTE.DECITY NEWS
| PISTE PERSÖNLICH
BEIM DIESJÄHRIGEN ELBJAZZ WAR UNSER PISTE-TEAM ERSTAUNT ÜBER
DIE VIELEN JUNGEN BESUCHER UND SELBST DAS ZEITMAGAZIN
BESCHÄFTIGTE SICH ANFANG AUGUST MIT DEM THEMA SWING
STATE – WIE DIE JUGEND IN DEUTSICHLAND DEN JAZZ NEU ENT-
DECKT. GEFÄLLT DIR DIESE ENTWICKLUNG?
Dass immer mehr junge Leute den Jazz spannend finden, fällt mir schon seit
einiger Zeit positiv auf. Schließlich schicken wir seit fast 20 Jahren die interessan-
testen Gruppen des Jazz im Rahmen unserer JazzNights Touren in die schönsten
Venues unseres Landes. Das Publikum war immer eine gesunde Mischung zwi-
schen Jung und Alt. Vielleicht lag es aber auch an unserem Programm, dass so
viele Jugendliche das Elbjazz Festival besucht haben – ein guter Mix aus ameri-
kanischen und europäischen Musikern.
WELCHER NATIONALE BZW. INTERNATIONALE JAZZ-ACT BEEIN-
DRUCKT DICH DERZEIT AM MEISTEN UND WARUM?
Das größte Talent in Deutschland ist für mich Michael Wollny. Er ist einer der
Musiker, der dafür sorgt, dass viele junge Menschen in die Konzerte kommen.
Er wird übrigens ‚Artist in Residence‘ für das Elbjazz Festival 2018.
MAN MUNKELT, DASS DEIN HERZ AUCH FÜR FUNKY MUSIC SCHLÄGT.
WER STEHT DA BEI DIR GANZ OBEN?
Ganz klar: Nils Landgren & seine Funk Unit.
WANN UND WIE BIST DU EIGENTLICH ZUM JAZZ GEKOMMEN?
Das ist einfach beantwortet. Bei uns zu Hause wurde Operettenmusik gehört.
Die mir nicht gefiel. Als ich zum ersten Mal BFN einschaltete – es muss 1945
gewesen sein und der Sender saß seinerzeit in der Musikhalle – hörte ich eine
mir damals unbekannte Musik: Traditional Jazz und Blues. Diese Musik hat mich
sofort begeistert. Einer der Moderatoren beim BFN war übrigens Blues-Legende
Alexis Korner.
WIE BEGANN DEINE KARRIERE IM KONZERTGESCHÄFT?
Nach abgeschlossener Lehre als Im- und Exportkaufmann habe ich in einer
Exportfirma gearbeitet. Dabei fing ich an, nebenbei Jazz-Band-Bälle zu veran-
stalten – ab 1954 dann Konzerte. Mein erstes ausverkauftes Konzert im Audi-
max war ein Konzert mit Ken Colyers Jazzmen – das zweite The sensational
Klaus Doldinger Quartett.
INZWISCHEN VERANSTALTEST DU JÄHRLICH HUNDERTE KONZERTE –
DANN NOCH DAS ÜBERJAZZ FESTIVAL, DAS REEPERBAHN FESTIVAL
UND DAS ELBJAZZ. IST HAMBURG DIE FÜHRENDE MUSIKSTADT IN
DEUTSCHLAND?
Sie ist dank der Elbphilharmonie auf einem guten Weg – hat aber sehr harte
Konkurrenz. Wir werden uns anstrengen, dass es klappt.
WIE WAR DIE LIVE-MUSIK-SZENE IN HAMBURG, ALS DU NOCH PISTE-
GÄNGER WARST?
Da wo heute der Mojo steht, gab es das New Orleans. Hier spielten im
Monatsrhythmus Traditionelle Bands wie Ken Colyer – Papa Bue – Old Merry-
tale Jazzband etc. Dann gab es noch den Cotton Club, die Jailhouse Taverne,
das Top Ten, den Star Club. Der einzige Club, in dem man Modern Jazz hören
konnte, war das Barrett in den Colonaden. In all diesen Clubs bin ich oft
gewesen.
WELCHE SPIELSTÄTTEN IN HAMBURG GEFALLEN DIR HEUTE AM
BESTEN?
Freilichtbühne Stadtpark, Elbphilharmonie, Laeiszhalle, Grünspan, Mojo, der
Resonanzraum vom Ensemble Resonanz.
EINERSEITS BEFLÜGELT DIE ELBPHILHARMONIE ALS NEUER SPIELORT
DAS MUSIKLEBEN DER STADT, ANDERERSEITS KOMMEN BEDENKEN
AUF, DASS DIE KLEINEN SPIELORTE DADURCH IN VERGESSENHEIT
GERATEN. WIE SIEHST DU DAS?
Das ist eindeutig falsch. Es hat sich ja herausgestellt, dass durch die phänomen-
ale Nachfrage nach Karten, viele Besucher Konzerte besucht haben, die sie
sonst niemals besucht hätten. Sie haben aber nicht vorzeitig das Konzert verlas-
sen, sondern sind geblieben, weil es ihnen gefallen hat. Dadurch gewinnt Ham-
burg neues Publikum, davon werden auch die kleinen Spielorte profitieren.
HAT SICH EIGENTLICH DIE KONZERTVERANSTALTER-BRANCHE IN DEN
VERGANGENEN JAHRZEHNTEN STARK GEWANDELT?
Das hat sie. Es gibt zwei marktbeherrschende Firmen – beide aus Amerika. LIVE
NATION und AEGAnschutz Entertainment Group. LIVENATION hat die Konzert-
agentur Marek Lieberberg in Deutschland übernommen. Diese beiden Firmen
sind finanziell so stark, dass es fast unmöglich ist, internationale Top Acts zu
bekommen. Wir fungieren dann als Dienstleister und führen die Veranstaltung im
Auftrag durch.
GIBT ES MUSIKER, DIE NOCH NICHT IN HAMBURG WAREN, DIE DU
ABER GERNE MAL AUF DEINER BOOKING-LISTE GEHABT HÄTTEST?
Ja – Aretha Franklin. Leider fliegt sie nicht. Trotz allen Bemühungen ist es uns nicht
gelungen, sie nach Deutschland zu bekommen.
WENN DU DICH NICHT GERADE IM „CAFÉ FUNK-ECK“ AN DER
ROTHENBAUMCHAUSSEE HERUMTREIBST, WO SIEHT MAN DICH
ABENDS IN DER STADT?
Seit wir unser Büro in der Budapester Straße haben, findet man mich nur sehr
selten in meinem alten ‚Zweig-Büro‘ Café Funk-Eck. Abends findet man mich
meistens bei meinen eigenen Konzerten.
KÜRZLICH KÜNDIGTE ARETHA FRANKLIN AN, DASS SIE IN DETROIT
EINEN MUSIC CLUB ERÖFFNEN WILL. IM FRÜHJAHR FEIERTE SIE IHREN
75. GEBURTSTAG. WANN ERÖFFNEST DU DAS KJ`S IN HAMBURG?
Das wird nie passieren – dafür ist mir mein Privatleben viel zu wichtig.
kj.deKARSTEN
JAHNKE
„KEEP SWINGING!“
Seit über 50 Jahren veranstaltet der leidenschaftli-
che Jazz-Fan Karsten Jahnke in Hamburg und
deutschlandweit Rock-, Pop- und Jazz-Konzerte.
Sein feines Händchen für gute Musik prägte nicht
nur den Musikgeschmack von sehr vielen Men-
schen, sondern auch den Klang der Musikstadt
Hamburg. Wenige Wochen vor seinem 80.
Geburtstag gab uns Maestro Karsten ein
Interview.