piste Hamburg 03/2017 - page 56

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GASTRO
| TASTES OF THE WORLD
Die Hafenstadt Maracaibo ist mit circa zwei Mil-
lionen Einwohner die zweitgrößte Stadt Venezue-
las. Kennt ihr nicht? Macht nichts. Wer allerdings
das Macaibo noch nicht kennt, der hat tatsäch-
lich etwas verpasst. Mario Bonillo führt dieses
bunten Wohlfühlladen an der Holstenstraße, den
er nach seiner Heimatstadt benannt hat. Nur
eben mit weniger Buchstaben und ohne „r“ –
„das ist nicht so kompliziert für die Hamburger
Zunge“, sagt Mario und lacht.
Im Macaibo schmeckt es nach Sonne, nach
Urlaub, nach Venezuela, dem immerwarmen
südamerikanischen Land am Äquator. Was vor
allem an den Arepas liegt, jenen nach traditio-
nellem Rezept täglich frisch aus Maismehl herge-
stellte, runde Teigtasche, die mit allerlei Lecke-
reien gefüllt werden. Arepas sind die typische
Streetfood in Marios Heimat, eine Arepera jenes
Bistro, in dem dieses Nationalgericht in all sei-
nen Farben angeboten wird.
Das Rezept für den stets handgefertigten Teig hat
Mario von seiner Mutter, die ihn schon früh in die
Arepa-Kunst eingeweiht hat. „In Venezuela kann
jede Frau Arepas machen“, sagt er, während er
ganz nebenbei eine frisch aufgebackene Teigta-
sche aufschneidet und gekonnt mit fein gezupf-
tem Rindfleisch und Käse füllt – und damit
beweist, das auch der ein oder andere Mann in
Venezuela sich ganz geschickt anstellt an der
Teigtasche. In einem Körbchen kommt die Arepa
auf den Tisch, drei Soßen dazu, ein Stapel
Servietten („das wird beim Essen kleckern, dass
muss so“) – fertig ist das venezolanische Street-
food-Erlebnis, zu dem auch Tequeños (Käse-
sticks), Yuca Fritas (Maniok-Stäbchen) oder
gefüllte Platanos (Kochbananen) gehören
können.
Zwei Jahre hat der studierte Betriebswirt an der
Idee seiner eigenen Arepera gefeilt, hat die Kon-
kurrenz im Ausland beobachtet, Rezepturen
getestet, Freunde immer wieder probieren las-
sen: Was kommt gut an, was nicht? Müssen wir
uns vielleicht an den deutschen Gaumen anpas-
sen? Letzteres habe er der Tradition zuliebe
schnell verworfen. Auch wenn einige sagen:
„Mach doch noch Gurke oder Tomate rein, dass
sieht frischer aus.“ Denen antwortet Mario dann:
„Das passt nicht zu uns. Das kommt in Venezuela
in keine Arepa“ – also kommen Tomate oder
Gurke auch nicht in seine Teigtasche. Aber, sagt
Mario, im Sommer werde er Salate anbieten:
„Als Beilage, nicht in den Arepas!“
macaibo.com
MACAIBO
THE TASTE OF
VENEZUELA
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