piste Hamburg November 2013 - page 10

life
style
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FASHION
er heutzutage noch denkt, Second Hand Shops sind
muffig und öde, ist weit gefehlt. Dunkle stickige Räume,
Tonnen an alten Klamotten aus einem anderen Jahrhun-
dert, kaputte Möbel, verschlissene Schuhe oder alte
Kristallgläser aus Uromas Zeiten gehören der Vergan-
genheit an. Das Klischee haftet den Second Hand Läden noch bis
heute an und ist fest in den Köpfen der Leute verankert – Second
Hand ist alt und marode. Die Mode verändert vieles. In den vergan-
genen Jahrzehnten hat sie schon das ein oder andere Mal bewie-
sen, dass sie etwas bewegen kann. So hat sie auch die Sichtweise
auf das Second Hand Geschäft geändert. Vor 10 Jahren musste
noch alles cool, neu und glänzend sein, heute ist es ein Lifestyle zu
sagen „Das ist Second Hand“. Ein ganz besonderer Begriff ist
dabei Vintage! Dabei kann Vintage alles sein, von einem Möbel-
stück bis hin zu einer Tasche. Vintage heißt dabei altmodisch, klas-
sisch oder traditionell. Es stellt etwas Auserlesenes dar, was es so in
dieser Form heute nicht mehr gibt. Man kann kaum noch den Unter-
schied zwischen Second Hand und Neuware erkennen, da die
neue Kleidung bereits einen Vintage Touch hat. Löcher in der Jeans,
aufgerautes Leder oder angebliche Gebrauchsspuren findet man
auch an Kleidung der großen Modehäuser. Doch Second Hand
kann alles sein: ein gebrauchtes Auto, Versteigerungen bei Online-
Auktionshäusern, Kleinanzeigen oder Kleidung. Alles was vorher
jemand anderem gehörte, ist wenn man es genau nimmt, Second
Hand.
In Hamburg gibt es bereits viele Spezialisierungen von Second Hand
Shops. Beim Hamburger Kaufhaus „für Modernes von gestern“ Stil-
bruch findet man so Allerlei urige Kleinigkeiten, aber auch Möbel und
Fahrräder. In der Innenstadt hat sich Secondella auf Designer-Klei-
dung spezialisiert, dort findet man von Chanel bis Armani, alles was
das Fashionista Herz begehrt. Die wohl bekannteste und auch wahr-
scheinlich älteste Second Hand Art sind die Antik-Geschäfte. Und
auch An- und Verkaufhöfe von Automobilen sind Second Hand
Shops.
Tasche: Vintage 6 Euro
Die Liebe zu einem Kleidungstück hält nicht ewig, darum landen viele
am Ende in einem Second Hand Shop, um wenigstens noch ein paar
Münzen damit zu verdienen. Zu finden sind dabei hochwertige Vin-
tage Mode von Acne, Marc Jacobs oder Chloé statt H&M, Mango
und Co. – das individuelle Styling steht im Vordergrund.
Ihr wollt eine tolle Louis Vuitton Tasche, habt aber nicht das nötige
Kleingeld? Einen tollen Chanel Blazer, könnt aber keine Unsummen
auf den Tisch legen? Abhilfe schaffen die Second Hand Shops. Die
meisten dabei sind nach Labels sortiert und man sucht vergebens eine
Wühltisch-Atmosphäre. Adrett drapierte Seidentücher von Valentino
oder Tweed-Kostüme mit den eindrucksvollen CC Knöpfen neben Mi-
chael Kors Taschen und Marc Jacobs Uhren. Fein beleuchtet wird die
hochwertige Vintage Mode – verschlissene Sachen, ausgebeulte
Hosen oder poröses Leder sucht man dort vergeblich. Es ist ein Muss
für Fashionistas, Labelliebhaber, Blogger und Shopping-Verrückte ge-
worden. „Das ist Vintage!“ – so manche Lady hat diesen Satz schon
einmal von sich gegeben. Und es gehört zum guten Ton! Niemand
wird angeschaut oder mit der hochgezogenen Augenbraue begut-
achtet bei dem Satz „Ach, das ist Second Hand.“ Die Nachhaltigkeit
spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Gut betuchte Frauen geben
ihre Kleidung ab, um noch ein paar Taler rauszuschlagen. Für die
meisten sind Designerwaren unerreichbar. Second Hand ist eine gute
Möglichkeit, sich den einen oder anderen Luxuswunsch zu erfüllen.
Die Shops erfreuen sich dabei immer größer werdender Beliebtheit!
Der „Must-Have“-Faktor spielt ebenfalls eine elementare Rolle: „Ach
Mist, Größe 40, egal es ist von Guess.“ – hat schon so einiger ge-
dacht und das nicht nur im Second Hand Store. Man checkt die La-
bels, dann den Preis und dann erst die Größe. So läuft das Spiel.
Zu finden sind Glückstreffer wie ein Hugo Boss Shirt für 40 Euro
oder ein Prada Kleid für 150 Euro! Doch auch die Herren kommen
nicht zu kurz. Auch tolle Anzüge, Taschen, Mäntel und Polos tum-
meln sich in der „Men“ Abteilung. Die Versuchung ist dabei zu
groß, da es sich um ein Luxus-Produkt handelt, auf welches man nicht
immer Zugriff hat. Dies erklärt auch den ein oder anderen Einkauf bei
LIVING THE
SECOND HAND
LIFE
AUS ZWEITER HAND: OH, JA!
W
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Daniel M. Viero
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