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CITY NEWS

| BERUF & ZUKUNFT

012

PISTE.DE

Erstes Gehalt mit 29? Kleine Nummer im Konzern oder Endstation Groß-

raumbüro? Für Susann Brandt und Marko Hägele wäre das nichts gewe-

sen. Die beiden Schweriner wussten schon früh, dass Handwerk ihr Ding

ist. Und dass kein Weg am Meister vorbeiführt.

Nie waren die Zeiten so günstig, eine Meisterausbildung im Handwerk zu

starten. Ab dem 1. August gibt es das neue Aufstiegs-BAföG, das die

Meisterkurse zu Schnäppchen werden lässt. Hinzu kommt eine Prämie von

1000 Euro vom Land, die erstmals für den Jahrgang 2016 an jeden erfolg-

reichen Meisterprüfling ausgezahlt wird. Eine seit Jahren auf Hochtouren

brummende Handwerkskonjunktur und viele derzeit frei werdende Chef-

sessel in den Betrieben im Land, machen die Zukunftsaussichten perfekt.

Zwei junge Schweriner sind diesen Erfolgsweg schon vor Jahren gegan-

gen, als die Bedingungen noch längst nicht so gut waren. Friseurmeisterin

Susann Brandt und Dachdeckermeister Marko Hägele sind beide seit sie-

ben Jahren Meister und führen jeder einen eigenen Betrieb. Seit sechs Jah-

ren sind sie ein Paar, haben gemeinsam einen kleinen Sohn, einen Hund

und ein eigenes Haus auf dem Land, unweit von Schwerin.

Bei Marko Hägele hat alles 1994 mit seiner Dachdeckerlehre in Schwerin

begonnen. Mit 21 Jahren ging er erst mal weg, um fünf Jahre lang holländi-

sche Dächer zu decken. Dort blieb er nicht auf Dauer. Es zog ihn, mit dem

Plan einen eigenen Betrieb zu gründen, zurück nach Schwerin, wo er

2007 mit der Meisterausbildung begann. Die betriebswirtschaftlich-

rechtlichen und auf die Ausbildung bezogenen Teile belegte er berufsbe-

gleitend im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer

Schwerin. Fachtheorie und -praxis kamen dann in sieben Monaten Voll-

zeit-Kurs in Lübeck dazu.

Die Geschäfte liefen von Beginn an gut. 2011 wurde Marko Hägele Mit-

glied in der Schweriner Dachdecker-Innung. Mittlerweile beschäftigt er

fünf feste Mitarbeiter. Musste er anfangs noch bis nach Hamburg fahren,

um Aufträge zu bekommen, macht er das heute nur noch für sehr gute Kun-

den. „Am häufigsten arbeiten wir rund um Schwerin“ sagt er. „Das ist gut

fürs Familienleben, die Mitarbeiter sind zufriedener und der logistische

Aufwand ist geringer. Wenn auf der Baustelle was fehlt, kann man schnell

um die Ecke fahren, und es holen.“

Friseurmeisterin Susann Brandt hat nach Ausbildung, Gesellenzeit und

Meisterschule 2012 ihren ersten kleinen Salon in der Heinrich-Mann-

Straße in Schwerin eröffnet. Die Meisterausbildung im Bildungszentrum

der Handwerkskammer hatte sie im gleichen Jahr abgeschlossen wie

Marko Hägele. 2009 hielten beide ihre Meisterbriefe in den Händen. Die

Beziehung zum bereits selbständigen Dachdeckermeister hat viel dazu

beigetragen, dass auch sie den Schritt in die Existenzgründung gewagt

hat. „Er hat mich bestärkt und ermutigt, hat alles mit mir durchgerechnet,

den Salon mit ausgesucht und gemeinsam mit mir eingerichtet“, sagt Su-

sann Brandt.

Ihren Salon „Haarpassion“ findet man zwar immer noch in der Heinrich-

Mann-Straße, jetzt aber ein paar Häuser weiter, an der Ecke zur Mecklen-

burgstraße. Mehr Platz, viel Komfort und zwei Mitarbeiterinnen hat der

Umzug mit sich gebracht. Ein echter Gewinn für Susann Brandt und Sohn

Frido, der mit zweieinhalb Jahren noch viel von seiner Mutter haben

möchte. Die zumeist weiblichen Stammkunden der Haarpassion buchen in

der Regel feste Termine, so dass die Abläufe gut planbar sind. „Wir könn-

ten aber durchaus noch Verstärkung brauchen“, so Susann Brandt. „Eine

gute und motivierte Fachkraft würde ich jederzeit noch ins Team aufneh-

men“, sagt sie.

„Mit unserer Meisterausbildung haben wir das Richtige gemacht“, sagen

beide, „sonst hätten wir nie unser eigener Chef werden können.“ Aus an-

fänglichen Fehlern haben sie gelernt, profitieren mittlerweile von jahrelan-

ger Erfahrung und Routine. Sie meistern ihr Leben, jeden Tag aufs Neue.

Schon gewusst?

Laut einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln ver-

dienen viele Meister mehr als Akademiker. Demnach haben 28 Prozent

der Meister und Techniker einen höheren Stundenlohn als ein durchschnitt-

licher Akademiker. Umgekehrt verdienen sogar 25 Prozent der Akademi-

ker weniger als ein durchschnittlicher Meister oder Techniker. Und es muss

nicht immer das Abitur sein: 25 Prozent der „Top-Verdiener” unter den

Meistern und Technikern haben einen Hauptschulabschluss, etwa 50 Pro-

zent einen Realschulabschluss.

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SIE MEISTERN IHR LEBEN!

INFOKASTEN

Im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer

Schwerin können angehende Meister aller Fachrichtungen in

Vollzeit oder berufsbegleitend die Teile 3

(Betriebswirtschaft/Recht) und 4 (Ausbildereignung) belegen.

Die Teile 1 und 2 (Fachtheorie und Fachpraxis) werden in den Beru-

fen Elektrotechniker, Kfz-Techniker, Metallbauer, Tischler, Ofen-

und Luftheizungsbauer, Installateur und Heizungsbauer, Maler und

Lackierer sowie Friseur angeboten. Mit dem ab dem 1. August

2016 geltenden neuen Aufstiegs-BAföG lassen sich die Meister-

kurse äußerst günstig und bequem finanzieren. Rund zwei Drittel

der Kosten übernimmt der Staat. Ab dem Prüfungsjahrgang 2016

zahlt die Landesregierung zudem eine Prämie von 1000 Euro an

erfolgreiche Meisterprüflinge aus.

Weitere Informationen:

btz-schwerin.de/aufstieg

Bildungs- und Technologiezentrum Schwerin

Christiane Vorpahl

Tel. 0385 - 64 35 130

meister@hwk-schwerin.de