piste Hamburg September - page 30

GASTRO
| TITELSTORY
Kürzlich erschien ein Artikel in
der Zeit, in der die Vertriebs-
strategien von fritz-kola ange-
prangert wurden. Es heißt,
dies sei die systematische Zer-
störung der kleinen Labels.
PISTE Hamburg wollte wissen,
was wirklich am Cola-Streit
dran ist und hat dazu die un-
abhängigen, kleinen Cola-An-
bieter wie ColaRebell, Her-
mann Kola, Ruhrpott Kohla
und Premium Cola mit fritz-
kola an einen Tisch gebeten.
PISTE: Erst einmal herzlichen
Dank, dass alle sich bereit er-
klärt haben, zusammen zu
kommen. Bitte stellt euch kurz
vor...
COLAREBELL:
Wir sind ColaRebell,
die rebellische Cola aus Hamburg.
PREMIUM COLA:
Wir sind Premi-
um Cola und wirtschaften in mensch-
licher Form.
RUHRPOTT KOHLA:
Wir haben
eine Cola für den Pott kreiert und sind
die Ruhrpott Kohla und da stehen wir
zu 100 % hinter.
FRITZ KOLA:
Wir sind fritz-kola
und haben den Anspruch, sehr gute
Cola und sehr gute Limonaden zu
machen.
PISTE: Was haben denn die
kleinen Labels auf demHer-
zen?
COLAREBELL:
Von außen wird im-
mer wieder etwas an uns heran ge-
tragen, das die fragwürdigen Ver-
triebsmethoden von fritz-kola betrifft.
Wir bieten neben unseren Cola-Limo-
naden auch Cola-Bonbons an, auf
die wir uns fokussieren können. In
diesem Bereich ist fritz-kola zum
Glück keine Konkurrenz für uns, so
dass wir da etwas entspannter sein
können als andere Marken. Wir be-
kommen in den letzten 5 Jahren aber
immer wieder mit, dass kleinere Mar-
ken von fritz-kola bei den Gastrono-
men rausmanipuliert werden. Auch
bei Differenzen mit fritz-kola, die sich
eigentlich leicht unter Kollegen regeln
ließen, werden gleich Anwälte einge-
schaltet. Wir haben überhaupt nichts
gegen fritz-kola, finden es aber ziem-
lich krass, dass unsere Vermutungen
der letzten Jahre jetzt auch in der Juni-
ausgabe von ZEIT Campus themati-
siert wurden.
PREMIUM COLA:
Ich glaube, der
Druck im Vertrieb von fritz-kola ist so
hoch, dass es deswegen vermehrt zu
diesen Einzelfällen gekommen ist, die
dann auch publik werden. Man muss
aber der Fairness halber sagen, dass
ihr von fritz-kola euch auch meldet,
wenn es Probleme gibt, und nach ei-
nem persönlichen Gespräch ist alles
wieder gut. Nur leider kommen wir
immer alle 1,5 Jahre aneinander.
RUHRPOTT KOHLA:
Es gibt im-
mer irgendwelche Probleme in der
Branche. Und wir kennen auch kon-
krete Fälle, wo die Vertriebsstrategie
so angewendet wurde.
PREMIUM COLA:
Und Einzelfälle
kann man komischerweise nicht
nachweisen. All diejenigen, die sich
gemeldet haben und bereit sind, es
öffentlich zu machen, trauen sich am
Ende dann doch nicht, denn sie wis-
sen, dass es zu Schwierigkeiten kom-
men kann. Daher wäre ja heute eine
gute Gelegenheit, über die Vorwürfe
zu sprechen.
FRITZ-KOLA:
Die Vorwürfe, die im
Raum stehen, sind tatsächlich massiv.
Wenn ich die Zitate aus der ZEIT lese,
finde ich, dass wir das nicht stehen
lassen können. Und mundtot können
wir nun wirklich niemanden ma-
chen – wir machen Cola und sind kei-
ne Mafia.
PISTE: Aber woher kommen
die Gerüchte über fritz-kola
und die Vorgehensweisen?
FRITZ-KOLA:
Woher diese Gerüch-
te kommen, wissen wir leider nicht.
Wir stehen in vielen Kühlschränken
neben anderen Cola-Marken und ha-
ben gemeinsame Kunden. Wenn wir
über eine Kundenanzahl im sechstelli-
gen Bereich sprechen, mag vielleicht
der ein oder andere Einzelfall auftre-
ten – das bewegt sich dann aber in
einem ganz kleinen, prozentual gese-
hen sehr sehr niedrigem Raum.
PISTE: fritz-kola, habt ihr denn
überhaupt noch den Status
der „kleinen, unabhängigen
Marke“ oder seid ihr nicht
doch ein Global Player, viel-
leicht auch gar nicht mehr so
„unabhängig“, sondern mit
einem großen Financier?
FRITZ-KOLA:
Wir sind nach wie
vor unabhängig, aber natürlich ge-
wachsen. Es gibt nur zwei Inhaber,
Lorenz und ich (Anm. d. Redaktion:
MircoWolf Wiegert) – auch wenn es
immer wieder Gerüchte gibt, dass
andere mit an Bord sind. Das ist nicht
richtig. Dennoch landet jede Kritik di-
rekt auf meinem Tisch und wird auch
von mir behandelt.
PREMIUM COLA:
Ich würde gern
noch was ergänzen. Die Quote der
Einzelfälle ist imGesamtkundenrah-
men sehr klein, da gebe ich fritz-kola
vielleicht recht. Aber es gibt ja nicht
nur fritz-kola, sondern auch noch die
anderen, wie Hermann, ColaRebell
und uns, Premium Cola. Mir fällt je-
doch über die 13 Jahre, in der wir
nun schon amMarkt sind, auf, dass
ich über die Jahre mit keinem ande-
ren der Mitbewerber so viele Proble-
me habe wie mit fritz-kola. Und das
liegt vielleicht dann doch an eurer
Vertriebsstrategie.
FRITZ-KOLA:
Unsere Vertriebsmit-
arbeiter werden nicht mengenabhän-
gig bezahlt, sondern mit Fixum, da-
mit haben die Vertriebsmitarbeiter
keinen Druck.
PISTE: Wenn euch so viel dar-
an liegt, dass alle Marken am
Markt sein können, was tut
ihr dafür?
FRITZ-Kola:
Wir stehen nebenein-
ander in fritz-Kühlschränken. Und wir
begrüßen natürlich einen offenen
Austausch miteinander.
PREMIUM COLA:
An mehreren Ek-
ken habe ich auch kürzlich Gutes ge-
COLA - HART UMKÄMPFT
HABEN JUNGE LABELS ÜBERHAUPT EINE CHANCE?
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PISTE.DE
ANDREAS VON FROREICH
COLAREBELL
MIRCO WOLF WIEGERT
FRITZ-KOLA
UWE LÜBBERMAMN
PREMIUM COLA
MAIK WITTKOWSKI
RUHRPOTT KOHLA
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