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kult
ur
|
INTERVIEW
ATB
NEUES ALBUM „CONTACT“
Seit deinem letzten Album
Distant Earth, welches
eines der erfolgreichsten
deiner bisherigen Karriere
ist, sind beinahe drei Jahre
vergangen. Du hattest dir
für die Produktion von Dis-
tant Earth damals vier
Monate „Tourfrei“ genom-
men, um dich komplett auf
die Produktion zu konzen-
trieren. Wie war das bei
„Contact“? Wann hast du
die Entscheidung
getroffen, ein neues Album
zu produzieren und wie
bist du dieses Mal an die
Produktion rangegangen?
Ein neues Album zu produzieren
war weniger eine Entscheidung,
als mehr mein persönlicher
Wunsch. Ich habe eigentlich
meinen festen, zeitlichen Rhyth-
mus, in dem ich die Produktion
eines neuen Albums schon ganz
automatisch angehe, weil es
mich in den Fingern juckt. Dies-
mal hat es aus Zeitgründen lei-
der fast drei Jahre gedauert, bis
das neue Album umgesetzt wer-
den konnte.
Dabei gehe ich die Produktion
eines Albums eigentlich immer
auf die gleiche Art und Weise
an. Ich bin viel unterwegs und
nehme viele Eindrücke und
Impressionen von diesen Reisen
mit. Irgendwann kommt dieses
angesprochene Jucken in den
Fingern hinzu und ich überlege
ganz automatisch, in welche
Richtung ich diese Erfahrungen
bündle und in ein neues Album
einfließen lasse. Für mich gibt es
keinen Stillstand.
Wie bist du in dem Produk-
tionsprozess auf den
Namen „Contact“ gekom-
men und was möchtest du
mit dem Albumnamen aus-
drücken?
Für mich ist dieser Albumname in
mehreren Richtungen extrem
wichtig. Seitdem ich Musik pro-
duziere, ist für mich der direkte
Kontakt zu den Leuten, die meine
Musik hören, essentiell. Das geht
so weit, dass ich bei Interviews
oft gefragt werde, ob ich lieber
ein Festival oder Clubgig spiele
und als Antwort sage, dass
ich einfach so nah wie
möglich am Publikum sein möch-
te. Ich brauche diesen direkten
Kontakt zu den Leuten, möchte
mit ihnen in Blickkontakt stehen,
damit sie bei der Musik fühlen,
was ich fühle und ich fühle, was
sie fühlen. Also Kontakt zu
haben, ist in jegliche Richtung für
mich unglaublich wichtig und
essentiell in dem was ich tue.
Du schaffst es immer wie-
der aufs Neue, deinen
Alben einen unverwechsel-
baren Charakter und ein
eigenes Gefühl zu geben,
welches die Hörer durch
das Album führt. Welchen
Charakter und welches
Gefühl erwartet die Hörer
bei „Contact“?
Es ist natürlich immer wieder
unglaublich schwer zu erklären,
wie sich das Gefühl durch die
Musik ergibt, aber ich denke,
mein musikalischer Charakter
ergibt sich ganz automatisch, da
es sich um etwas handelt, was
ich einfach gerne mache und
was von Herzen kommt.
Elektronische Musik neigt an sich
ja leider dazu, unpersönlich und
rational zu sein. Oftmals einfach
nur tanzbar und hart. Mir geht es
aber in erster Linie darum, mit
meiner Musik Emotionen zu ver-
mitteln und zu erzeugen. Das
kann man eigentlich nur, wenn
man, auch an die elektronische
Musik, mit einem ganz traditio-
nellem Songwriting heran geht.
Was macht für dich diese
musikalische Seele von
ATB aus und wie
schwer ist es für
dich, diese in
neuen Produktio-
nen
unterzubringen?
Ich bin wirklich sehr
stolz darauf, dass
ich als ATB mehr
als 15 Jahre und
an sich schon genau 20 Jahre im
Musikbusiness tätig bin. Ich glau-
be, die Grundlage dessen ist
damit zu erklären, dass ich
Musik mache, die mir gefällt und
das Glück habe, dass mein
Musikgeschmack kompatibel
zum Musikgeschmack vieler
anderer Menschen ist. Von
daher ist das Geheimrezept,
welches dahinter steckt, nicht
groß, sondern einfach Teil mei-
ner musikalischen Persönlichkeit.
Gibt es im Vergleich zu dei-
nen bisherigen Alben
etwas, was du bei
„Contact“ komplett anders
machen wolltest, oder
etwas, was dich so
geprägt hat, dass du es
unbedingt auf dem Album
wieder mit einbringen
wolltest?
Wenn ich ein Album produziere,
möchte ich immer etwas neu
machen und mich weiterentwi-
ckeln. Trotzdem muss man auf-
passen, dass man bei aller Neu-
entwicklung nicht sein altes
Gefühl für die Musik verliert.
Daher ist die Hauptaufgabe für
mich zwar mit jedem Album neu
und anders zu klingen, jedoch
dieses Gefühl, was die Leute und
ich so mögen, beizubehalten.
Das fängt bei ganz einfachen,
aber essentiellen Sachen
an. Auf diesem Album
war es mir zum Beispiel
sehr wichtig, die Beats
ausgefallener zu produ-
zieren. Das Ergebnis ist
ein Klangteppich, der sehr
nach ATB klingt, die Beats
aber ausgefeilter und am
Zahn der Zeit prä-
sentiert.
atb-music.com
Auf dem Album findet sich
auch ein Titel mit der Rock-
band Stanfour. Woher
kennt ihr euch und wie ist
es zu dieser
genreübergreifenden
Kooperation gekommen?
Ich höre tagsüber viel Radio,
damit ich immer einen Überblick
über die aktuelle Musikszene,
auch abseits der elektronischen
Musik habe. Von daher kannte
ich die Jungs von Stanfour, die ja
auch aus Deutschland kommen,
natürlich schon von ihrem Hit
„Wishing you well“.
Wir haben uns durch Zufall auf
einer szeneübergreifenden Ver-
anstaltung kennen gelernt und
sind ins Gespräch gekommen.
Ich hab direkt gemerkt, dass die
Jungs Musik aus Leidenschaft
machen, wodurch wir sofort auf
einer Wellenlänge waren. Ich
erzählte ihnen, dass ich gerade
an einem neuen Album arbeite
und wir hatten sofort die Idee,
eine gemeinsame Nummer für
das Album zu produzieren.
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