piste Hamburg November 2013 - page 35

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kult
ur
INTERVIEW
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2010 habt ihr eure Trennung auf Probe verkündet. Wie
lange habt ihr es ohne einander ausgehalten?
Das war so gesehen keine Trennung auf Probe, sondern eine Pause
auf unbegrenzte Zeit. Wir haben nur keine Auftritte und keine wei-
teren Songs aufgenommen. Die Idee für diese Pause ergab sich,
weil Boris den Wunsch verspürt hat, etwas solo zu machen um sich
da ein bisschen auszutoben. Im ersten Moment
war das für uns ein komisches Gefühl, weil sich
einige Bands nach einer Pause aufgelöst haben.
Die Gefahr bestand bei uns natürlich auch, aber
wir haben uns alle ewige Liebe geschworen und
uns gesagt, dass wir eine neue Fettes Brot Platte
machen, wenn die Pause zu Ende ist.
Wie hat sich für euch persönlich eure
Musik verändert?
Man hat mehr Erfahrungen und seine Fähigkeiten
verfeinert, dadurch kann man viel präziser sein
und gleichzeitig etwas intuitiv laufen lassen. Ich
glaube, dass wir uns bei diesem Album noch
mehr als bei den Alben zuvor das Vertrauen
geschenkt haben, es einfach laufen zu lassen.
Wie ist der Albumname „3 is ne Party“ entstanden?
Martin hat ein Foto von Andy Warhol, Basquiat und Clement herum-
geschickt. Das war wohl ein Foto von einer Party in unserer Fanta-
sie. Das war ein kleiner Scherz, von wegen „wir drei auf einer
Party“. Dann ergab es sich, dass Martin das Andy Warhol Zitat ent-
deckt hat. Aber das war schon mitten in der Platte. Aber das hat
absolut gepasst und auf einmal total Sinn ergeben, weil wir ähnlich
arbeiten, wie Andy Warhol, der aus Dingen einfach irgendetwas
macht. Diese Aussage bedeutet auch, dass man nicht viel braucht,
um etwas Tolles zu machen.
FETTES BROT
„3 IS NE PARTY“
„Bettina, pack’ deine Brüste ein! Bettina, zieh’ dir bitte
etwas an!“ Fettes Brot hat für zahlreiche einprägsame
Song-Zitate gesorgt. Nach der Bandpause führt die drei-
köpfige Band die Erfolgsgeschichte mit ihrem neuen
Album „3 is ne Party“ fort. Am 30. Dezember kommen
die Jungs für ein Konzert nach Hamburg in die o2 World
und werden dort garantiert eine Party veranstalten, die
beweist, dass Fettes Brot nichts an dem alten Charme
verloren hat.
Hättet ihr euch vor 20 Jahren vorstellen können, dass
ihr irgendwann eine Halle mit zigtausend Menschen
füllt?
Nein, überhaupt nicht. Damals gab es noch gar nicht so große Hal-
len. Für uns ist es ein Schlüsselmoment gewesen, als wir in Berlin
gespielt haben und 2.000 Leute gekommen sind. Manche der Band
haben gesagt „nie wieder so ein großes Konzert!“. Irgendwann auf
dem Weg zur o2 World haben wir festgestellt, dass es auch Spaß
macht, vor so vielen Leuten zu spielen und dass es auch gut funktio-
nieren kann. Es gelingt uns ganz gut, auch in großen Hallen einen
engen Kontakt zum Publikum zu schaffen.
Wie unterscheidet sich der Auftritt auf einem Festival
und bei einem Konzert?
Festivals sind etwas ganz anders, als die eigene Tour, weil zahlrei-
che Leute vor der Bühne stehen, die nicht unbedingt wegen uns da
sind. Das ist eine spezielle Aufregung, diese Leute
auch zu rocken und ich bin froh, wenn diese Leute
uns danach sagen, dass sie das Konzert gut fan-
den.
Songs wie „Emanuela“ und „Nordish by
Nature“ sind auf Festivals nach wie vor
eine Stimmungskanone. Wie schafft man
es, so einprägsame Texte zu schreiben?
Wenn man das vorher nur so genau wüsste.
Natürlich träumt man davon, dass jeder Song ein
Hit wird. Aber manche Songs schaffen es nicht
einmal über ein LP-Dasein hinaus. Wenn ein Song
zum Hit wird, nehmen wir das als großes Glück
wahr, dass uns dies überhaupt gelungen ist. Für
eine Band ist das ein ganz großer Pop-Moment. Ein wirkliches
Geheimnis gibt es da glaube ich nicht.
Wie wichtig ist euch das Abschalten beim Fußball am
Millerntor?
Das ist uns schon wichtig. Zum einen der Fußball selbst und die
Spannung und auch der Austausch mit Leuten, die man da trifft und
das gemeinsame Abhängen davor und danach. Wir wollen da ein-
fach hingehen und genau das machen, was die anderen auch
machen.
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