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Interview mit den Beatsteaks

Interview mit den Beatsteaks


News vom 01.09.2024 - Stand: 01.09.2024 19:40

Die Beatsteaks gehören zu den wenigen Indierock-Bands, die regelmäßig Charts-Weihen erlangen. Die Songs ihrer neuen, neunten Platte „Please" präsentieren die Berliner nicht nur auf den großen Bühnen des Landes, sondern auch in kleinen autonomen Jugendzentren.

 

Das neue Album setzt auf jugendlichen Elan. Lebt Ihre Musik davon, sich die Leichtigkeit der Jugend zu bewahren?

 

Arnim Teutoburg-Weiß: Also, ich führe ein ganz normales Leben, aber in dem Moment, wo ich in unser Headquarter komme, fühle ich mich jünger. Beatstuff ist ein inselartiger Ort, an dem wir rumspinnen können, und wo der Ernst des Lebens nicht ganz so hart zuschlägt wie im Alltag.

 

Thomas Götz: Ich hoffe nicht, dass wir klingen wie eine Band, die versucht, jünger zu tun als sie ist. Ich sehe uns auch nicht als eine Gruppe mit gelifteten Gesichtern in zu engen Lederjacken und gefärbten Haaren für das nächste Bandfoto.

 

Arnim, Sie werden am 29. Juni 50. Ist das eine Zahl, die Ihnen ein bisschen Angst macht?

 

Teutoburg-Weiß: Nein, gar nicht. Wir müssen große Konzerte sehr lange im Vorfeld planen. Ich habe mir von unserem Booker gewünscht, dass wir an dem Tag ein Konzert spielen und einfach das tun, was wir mein Leben lang gemacht haben. Das ist für mich das größte Geschenk.

 

Sie interessieren sich für die Bands, die nach Ihnen entstanden sind?

 

Teutoburg-Weiß: Immer. Ich gehe gerne auf große Konzerte, aber auch sehr gerne zu den Dingern, wo vielleicht 30 Leute hinkommen. Zwar seltener als früher, aber ich liebe es bis heute, mir von einer Band etwas Vorspielen zu lassen. Das Feuer, das uns damals angesteckt hat, poppt immer noch überall auf. Es gibt die Unterhaltungsmusik, und dann die Musik, die man unbedingt machen muss.

 

Thomas, haben Sie diesmal besondere Felle auf der Trommel aufgezogen?

 

Götz: Nein, aber mit Socken habe ich mich beschäftigt. Die wirken sich nicht auf den Sound, aber aufs Grundgefühl aus. Olaf hatte einen bestimmten Vibe im Auge, und der ist schnell auf uns übergesprungen. Es war sehr interessant zu beobachten, wie sein Engineer Willi und er es technisch gemacht haben.

 

In der Zeit, in der „Please“ entstanden ist, sind in der Welt viele schreckliche Dinge passiert. Hat sich das auf die Songs niedergeschlagen?

 

Teutoburg-Weiß: Natürlich. Wir haben da nicht "Please" draufgeschrieben, weil das Cover so schön ist. Für uns heißt das: "Beatsteaks, please!“ Die Platte sollte für mein Gefühl so bandmäßig klingen, wie es geht. Das Debütalbum der Pet Shop Boys von 1982 heißt auch so, und das ist eine Top-Referenz.

 

Ein Song heißt „Detractors" (Verleumder). Wer soll sich davon angesprochen fühlen?

 

Teutoburg-Weiß: Die Kritiker, die Spalter. Als ich sehr jung war, sagte mein Vater den schönen Satz: "Arnim, du musst spielen, um zu gewinnen und nicht auf die hören, die immer nur reden!" Ich bin in einer Zirkusfamilie groß geworden. Die Künstler im Osten wurden vom Staat eingestuft, das war immer eine ganz schlimme Zeit. Man hat sich vorher genau überlegt, ob man etwas machen soll, weil man sich fragte, wie wohl die Meinungen dazu aussehen. Nick Cave schrieb in einem Buch: "Old songs follow us like a dozy old dog" ("Alte Lieder folgen uns wie ein schläfriger alter Hund") Und dann "Fuck the detractors!" (Scheiß auf die Kritiker). Dieser Satz blieb in meinem Notizbuch hängen, und daraus ist dann ein Songtext entstanden.

 

Hätten Sie theoretisch auch beim Zirkus landen können?

 

Teutoburg-Weiß: Klar. Meine Eltern waren in der Manege, sie haben immer trainiert. Ich fand die Bühne faszinierend, weil ich alles kannte, was da dazugehört. Selbst am Abendbrottisch sprachen meine Eltern noch über das Zirkusfestival, während ich vorsichtig sagte: „Ich habe da noch eine Frage wegen Mathe..."

 

Wieso ist aus Ihnen am Ende kein Akrobat geworden?

 

Teutoburg-Weiß: Das war so strange, als mein Vater nach der Grenzöffnung meinte: „Du lernst jetzt erstmal was Vernünftiges!" Dann habe ich drei Jahre lang Einzelhandelskaufmann gelernt. War aber auch gut, weil ich am Ende wusste, das kann ich nicht. Da waren wirklich viele nette Leute, aber es war für mich die schlimmste Zeit. Danach bin ich ins Berliner Nachtleben eingetaucht und in einem Proberaum wieder aufgewacht. Für einen Artisten in der Manege fehlte mir wohl der Fleiß, Akrobat bedeutet ja harte körperliche Arbeit. Ich fand die Clowns gut, die mussten nicht so hart trainieren.










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