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Macht der BEAUTY-FILTER

Macht der BEAUTY-FILTER


News vom 07.06.2023 - Stand: 07.06.2023 07:40

Die Macht der Beauty-Filter: Magersucht durch Social Media?

Die Zunahme von Essstörungen bei jungen Frauen ist ein besorgniserregendes Phänomen, das in den letzten Jahren verstärkt auftritt. Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse leiden immer mehr Jugendliche an Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating. Besonders bei jungen Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren wurde ein massiver Anstieg während der Corona-Krise verzeichnet, mit einer Steigerung um rund 30 Prozent von 2020 bis 2021. Diese Veränderung stellt den größten Anstieg im Vergleich nach Alter und Geschlecht dar.

Während der Virus-Pandemie leiden mittlerweile 18 von 1.000 jungen Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren an einer Essstörung. Im Jahr 2020 und im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch 13 von 1.000 Teenagerinnen, und im Jahr 2011 waren es noch 11 von 1.000. Laut Schätzungen der KKH sind bundesweit mittlerweile etwa 50.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren von Essstörungen betroffen, wobei 79 Prozent davon Mädchen und junge Frauen sind. Diese Zahlen sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs, da sie nur diagnostizierte Fälle erfassen und die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher liegt.

Ein bedeutender Einflussfaktor für Essstörungen ist die Darstellung von vermeintlich perfekten Körperidealen in den sozialen Medien, insbesondere auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. Die dort verfügbaren Schönheitsfilter tragen dazu bei, unrealistische und gefährliche Vorstellungen von Schönheit zu verbreiten. Solche Vorbilder können das Unzufriedenheitsgefühl mit dem eigenen Leben und dem eigenen Körper verstärken und die Entwicklung gestörten Essverhaltens begünstigen, insbesondere bei Jugendlichen, die bereits unter psychischen Problemen oder einem geringen Selbstwertgefühl leiden.

Während der Pandemie haben sich Kinder und Jugendliche verstärkt mit sozialen Medien und den dort vermittelten Bildern beschäftigt. In den Lockdown-Phasen fehlte ihnen jedoch der Realitätsbezug und der Vergleich mit Freunden und Mitschülern im echten Leben ohne Filter. Diese fehlende Realitätsnähe und der Verlust von sozialen Kontakten, Hobbys und einem geregelten Alltag haben sich negativ auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt, insbesondere in einer so wichtigen Entwicklungsphase wie der Pubertät. Einige haben versucht, diesen Kontrollverlust zu kompensieren, indem sie sich selbst kontrollieren, zum Beispiel durch Diäten und Sport.

Essstörungen sind nach wie vor hauptsächlich ein Problem bei jungen Frauen, wobei der Anteil bei den 12- bis 17-Jährigen während der Pandemie von 76 auf 79 Prozent gestiegen ist. Die Krankheit tritt meistens in der Pubertät auf, und Mädchen kommen immer früher in diese Phase, was dazu führt, dass Essstörungen zunehmend früher auftreten. Mädchen sind häufiger mit sich selbst beschäftigt als Jungen, empfindlicher für Kontrollverluste und erleben einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Für Mädchen ist auch die Selbstinszenierung in den sozialen Medien ein größeres Thema als für Jungen.

Es ist wichtig, typische Symptome von Essstörungen zu erkennen, wie eine allgemein gereizte oder gedrückte Stimmung, sozialen Rückzug, Gewichtsveränderungen und auffälliges Essverhalten wie Diäten als Dauerzustand, eingeschränkte Nahrungsauswahl, exzessiver Sport, Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln. Alarmzeichen sind auch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand für das eigene Aussehen, das Aufgeben von Hobbys und eine übermäßige Beschäftigung mit Selfies. Während der Lockdown-Phasen haben Familien enger zusammengerückt, was dazu geführt hat, dass Eltern solche Auffälligkeiten schneller bemerkt haben.

Für Betroffene ist es oft schwierig, sich einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen, aber dieser Schritt ist entscheidend für die Genesung. Der Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann den Betroffenen helfen, sich zu öffnen. Aus diesem Grund hat die KKH gemeinsam mit vielen Partnern den Blog "InCogito" ins Leben gerufen, auf dem 16- bis 24-Jährige über Essstörungen und andere Themen schreiben können, ehrlich und ohne Beschönigungen. Die jungen Redakteure möchten mit ihren Beiträgen eine positive Diskussion anregen und Mut machen, über Probleme zu sprechen. Zusätzlich zum Blog bietet "InCogito" direkten Zugang zu Beratungsangeboten von Betroffenen für Betroffene.

Um der Entwicklung von Essstörungen frühzeitig entgegenzuwirken, unterstützt die KKH auch das Projekt "MaiStep" der Universitätsmedizin Mainz, das sich an Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse richtet. Das Ziel des Projekts ist es, ein gestärktes Körperbewusstsein zu vermitteln.

Es ist wichtig, dass die Gesellschaft, Eltern, Schulen und die Medien das Bewusstsein für Essstörungen schärfen und präventive Maßnahmen ergreifen, um das Wohlergehen junger Menschen zu fördern und ihnen dabei zu helfen, ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper und ihrem Selbstwertgefühl aufzubauen.

 

 


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