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Altstadt im Herzen

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News vom 27.09.2017 - Stand: 27.09.2017 13:26

Nicola Petereit: Denkmalschutz als befreiendes Korsett

Eins wusste Nicola Petereit nach ihrem Architekturstudium genau: Sie wird sich sicher nie selbstständig machen und wenn, dann nicht als Architektin. Auf jeden Fall würde sie nie mit ihrem Mann zusammen im Architektenbüro sitzen. Nun kommt alles meistens anders als man denkt und das ist ein Glück für Lübeck. Denn immerhin sorgt sie mit dafür, dass die Stadt ihren Charme behält ohne Museum zu werden.

Nein, vorbelastet sei sie nicht gewesen, als sie in Aachen anfing, Architektur zu studieren „Es war einfach zufällig der richtige Entschluss mit 19, wenn man eigentlich gar nicht weiß, was man machen will.“ Die Frau, die derzeit für die Sanierung des Johanneums die Fäden in der Hand hält, wollte eigentlich neue Architekten ausbilden. Aber dann kündigte sich das zweite Kind an – der älteste Sohn kam während des Studiums zur Welt. Und weil sie ihrem Mann damals etwas helfen wollte, „habe ich die vier Erziehungsurlaube bisher noch nicht nehmen können.“

Sie saniert Altstadthäuser. „Angefangen hat das mit unserem Hexenhäuschen in der Fleischhauerstraße“, berichtet sie. Aus ihrem eigenen Projekt wurde ihre Spezialisierung. „Und das, obwohl wir im Studium nie irgendetwas in der Richtung gemacht haben.“ Ein Rathausneubau, eine Musikhalle – das war es, womit sie sich damals beschäftigte: „Aber zwei Jahre lang das selbe Haus ansehen und fünfhundert Türen bedenken – das ist es nicht. Bei uns gibt‘s jede Tür in der Regel nur einmal.“

Sie beschränkt sich fast ausschließlich auf Lübeck und auf die Sanierung von Altbauten. „Das ist ein Korsett, aber das hilft auch bei der Arbeit.“ Von den hundert richtigen und tausend falschen Antworten der Architektur auf eine Frage fallen da schon mal eine Menge weg. „Innenstadtbewohner haben da als Auftraggeber eine entspannte Grundhaltung.“ Und sie sorgt sich darum, dass Lübeck lebendig bleibt: „Mir ist es wichtig, dass Inhalt und Hülle zusammenpassen, dass hier gelebt und gearbeitet wird.“ In dem Sinne findet sie das entstehende Gründungsviertel spannend: „An einzelne Verirrungen wird man sich in zwanzig Jahren gewöhnt haben, aber die Struktur ist ein guter Maßstab für die Stadt.“

Stolz ist sie auf Objekte, bei denen sie auch in der Projektentwicklung dabei war: Das „Parkhaus“ gehört dazu genau wie das Theater Combinale. „Auf dem Markt sitzen, Pommes essen und dabei das Arkaden-Café sehen, das ist schon toll“, findet sie. „Ein bisschen sorgen wir ja auch für unsere eigene Lebensqualität. Wir machen unsere eigene Umgebung schöner.“


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