City-News

„Mr. Popkultur“ - Tilo Strauss

„Mr. Popkultur“ - Tilo Strauss


News vom 29.08.2016

...möchte dem kulturellen Kanon der Hansestadt eine Facette hinzufügen

Wir sitzen bei Apfelsaftschorle im großen gemütlich-stylischen Wohn-, Ess-, Büro-, Musik- und Atelierzimmer in einem Lübecker Hinterhaus in St. Jürgen. Umgeben von (eigener) Kunst an den Wänden, Keramiken auf Regalen und dicken Kunstbüchern auf dem Boden sprechen wir mit Slam Master Tilo Strauß über (Pop-)Kultur in Lübeck und auf der Welt. Und warum ihn diese seit Jahrzehnten fasziniert.

Aufgesogen hat Strauß sowohl Pop als auch Kultur bereits von frühester Kindheit an. Hineingeboren in einen grundsoliden Beamtenhaushalt hatten beide Eltern starke Verbindungen zu Kunst in all ihren Formen. „Meine Mutter malte und schrieb, mein Vater liebte Musik – und es lagen immer und überall Stifte rum.“ Die Eltern, nicht streng und immer am Zeitgeist orientiert, ermöglichen dem Einzelkind eine glückliche Kindheit. 

Auf Schulbesuch folgt der traditionelle Eintritt in die Beamtenlaufbahn, mit 22 Jahren bereits „auf Lebenszeit“ im Staatsdienst. Tagsüber Anzug, aber abends wird gelebt. Unter anderem in seiner 12-Mann-Band, die es zu einigem Erfolg bringt. Seit 15 Jahren singt er bei „Goldmother“ und ist Teil des Duos „Drunken Angel“. Er beendet seine Beamtenlaufbahn und konzentriert sich auf das Leben. Es ist die Zeit der Hausbesetzungen; als Punk und New Wave Einzug in Lübeck halten. Strauß lernt Wolfgang Marohn kennen. Es beginnt eine jahrzehntelange Freund- und Partnerschaft, die in der Gründung des legendären „Lono“ in der Hüxstraße einen Höhepunkt findet. Dort gibt es alles „Szenige“, für das man bis dahin nach Hamburg oder Berlin musste – bis hin zu Designermode von Westwood oder Paul Smith. „Eine großartige Zeit. Mir war es nie genug, nur zu konsumieren. Ich musste immer das, was mir gefiel, zum Lebensgefühl machen!“
Nach erfolgreichen Jahren kommt Ende der Neunziger das Aus und Strauß orientiert sich neu. 2001 auf einer Reise durch die USA erlebt er das erste Mal „Poetry Slam“, die hohe Kunst des vielfältigen Dichterwettstreits – und ist begeistert. „Tausend Menschen konzentrieren sich auf einen Einzigen, der es versteht, die Menge ohne jegliches Equipment und nachhaltig zu berühren.“ Die ersten Anfänge in Lübeck versickern. „Es gab kein Internet, eine Vernetzung war schwierig“, lacht Strauß, der als Händler von Keramiken und Objekten der 50er bis 70er-Jahre international tätig ist.

Mittlerweile hat sich Poetry Slam mit -zig „Unterarten“ und als Kunstform etabliert, Strauß’ Verdienst, der zudem 2012 den „Verein zur Förderung angewandter Popkultur“ gründete. Wie auch bei seinem Projekt „Wolkenkuckucksheim“ sollen (junge) Talente in Musik und Literatur gefördert werden. Als konkretes Vorhaben ist bspw. eine feste Spielstätte auf der Nördlichen Wallhalbinsel geplant. „Ich liebe Lübeck und möchte dem Kulturkanon eine zeitgenössische Facette hinzufügen!“

BeA


zurück auf Facebook teilen teilen

Das könnte dich auch interessieren