City-News

„Motivtorten machen süchtig“

„Motivtorten machen süchtig“


News vom 27.01.2016

Sylvia Zenz - streitbare Tortendesignerin mit politischer Haltung

Das Gewöhnliche ist ihre Sache nicht - das ist auf den ersten Blick erkennbar: Der mächtige Dutt aus Rastazöpfen fällt als Erstes auf, wenn einen die Tortendesignerin Sylvia Zenz (48) begrüßt. Seit zehn Jahren und ausgelöst durch einen verregneten Nachmittag und den nahenden Geburtstag einer der Söhne entstand die erste Motivtorte. „Ab da war ich süchtig“, erinnert sie sich an die Anfänge.

„Am Tortendesign reizt mich, dass es einfach alle Sinne anspricht,“ schwärmt sie. Zudem mag ich Augenblickskunst, so wie die der Eis- oder Sandkünstler.“ Genau diesen Künstlerstatus sprach ihr die lübsche Handwerkskammer ab und wollte sie in die Handwerksrolle zwingen. Ein Fall der bundesweit für Schlagzeilen sorgte, auch weil Zenz so große Unterstützung bekam. Aus ganz Deutschland reisten die Unterstützer an – und Zenz bekam Recht.

Als sie vor zehn Jahren mit ihrer Kunst begann, war sie die Exotin und allein auf weiter Flur. „Deutschland war eine Motivtortenwüste.“ Das hat sich längst geändert. Tortendesign ist ein Mega-Trend, wie auch die gut besuchten Kurse zeigen. Auf diese konzentriert sie sich jetzt, denn ihr Ladengeschäft in der Schönböckener Straße hat den Prozess nicht überlebt. „Die Kosten für die Anwältin waren einfach zu hoch.“ Auch bei Torten liebt sie das Ungewöhnliche.  „Am tollsten war der Auftrag zu einer Halloweentorte, die beim Anschnitt bluten sollte“, schwärmt sie.

Neben der schönen Tortenwelt hat Sylvia Zenz seit dem vergangenen September eine andere Welt kennengelernt, in der es ungleich härter zugeht. Nach einem Flüchtlingsfest der Walli bekam Sylvia Zenz mit, wie kurz darauf fast 200 Flüchtlinge in Lübeck strandeten. „Dass Menschen irgendwohin wollen und es nicht dürfen, war so krass und einschneidend.“ Das sorgte dafür, dass sie – schon immer politisch aktiv – sich nun mit aller Kraft für eine menschenwürdige Unterbringung der Refugees einsetzt.

Und erlebt bei ihrem Engagement  auf der Walli auch für sich selbst viel Positives: „Ich habe noch nie so viel gemeinsames bürgerliches Engagement erlebt und auch, dass alle – gänzlich ungeachtet von Politik und Religion an einem Strang ziehen. Das hat mich wirklich positiv beeindruckt!“ Und so pendelt die Mutter von zwei Söhnen im Pubertätsalter täglich zwischen Zuckerguss und Arabisch-Übersetzung, gibt (online-)Tortenkurse und schreibt derzeit auch noch an einem Buch über Selbstständigkeit im Tortenbusiness.
www.sugar-heart.de

BeA


zurück auf Facebook teilen teilen

Das könnte dich auch interessieren