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AXEL SCHNEIDER IM INTERVIEW

AXEL SCHNEIDER IM INTERVIEW


News vom 29.05.2019 - Stand: 29.05.2019 16:31

AXEL

SCHNEIDER

IM INTERVIEW

SIE KOMMEN AUS HAMBURG UND LEITEN DERZEIT FÜNF THEATER. NACH IHREM STUDIUM SAMMELTEN SIE SEIT 1990 ERFAHRUNGEN ALS PRODUKTIONS- UND THEATERLEITER. WO BEGANNEN DIE ERS- TEN BÜHNENSCHRITTE?

Schon zu Uni-Zeiten gründete ich eine Studenten-Gruppe, die das selbst geschriebene Stück „Die Wette – eine Komödie zur Französischen Revolution“ im Pädagogischen Institut sehr erfolgreich zur Aufführung brachte. Dadurch wurde Martin Woelffer auf mich aufmerksam und holte mich in sein neu gegründetes „Hinterhof-Theater“ magazin nach Berlin. Das war sozusagen die Studiobühne des Theaters am Kurfürstendamm (obwohl wir kein Boule- vardtheater gemacht haben), wo wir von der Pike auf Theater machen und dadurch lernen konnten. Für diese Zeit und diese Möglichkeit bin ich bis heute sehr dankbar. Zeitgleich, also nachträglich erst, machte ich dann Regieassis- tenzen durch die neugewonnenen Kontakte bei Michael Bogdanov, Galina Voltschek und später auch Jerome Savary.

DIE STÄITSCH THEATERBETRIEBS- UND STÄITSCH THEATERSERVICE GMBH WERDEN VON IHNEN SEIT 1995 ALS ALLEINIGER GESELLSCHAFTER GELEITET. WIE SCHAFFEN SIE DIESES ENORME PENSUM AN BEWÄLTIGUNG VON WAHRSCHEINLICH SEHR VIELEN UNTER- SCHIEDLICHEN AUFGABEN?

Das ist selbst nach so vielen Jahren eine schwierige Frage: Wenn man etwas mit Herzblut macht, geht es einem auch leichter, energievoller und mit zunehmender Erfahrung auch effektiver von der Hand. Zudem haben wir seit 25 Jahren immer wieder tolle Mitarbeiter, die mit viel Engagement Theater lieben und leben.

SEIT 1995 LEITEN SIE DAS ALTONAER THEATER UND FÜHREN REGIE. WAS MACHT DEN CHARME DIESER SPIELSTÄTTE AUS?
Für mich als Regisseur ist es bis heute das interessanteste Haus, da man dort konzeptionell arbeiten kann. Das hat mit der Bühnengröße, den Möglichkeiten durch relativ große Seitenbühnen und dem Zuschnitt des Zuschauerraums zu tun. Durch drei Umbauphasen Anfang der Nuller-Jahre hat sich zudem der gesamte Charme dieses Oelsner-Baus vom Vorderhaus über die Gastronomie (Cafe Oelsner) und den Zuschauerraum stark verbessert, so dass viele Zuschauer gerne schon deutlich vor den Aufführungen auf ein „Abendbrot“ kommen.

2003/2004 ÜBERNAHMEN SIE ZUSÄTZLICH DIE LEITUNG DES HAR- BURGER THEATERS. SPÄTER AUCH DAS BERGEDORFER THEATER. WAS IST HIER DAS BEMERKENSWERTE? WORIN UNTERSCHEIDEN SICH DIE BEIDEN INHALTLICH VONEINANDER?

Ich liebe diese beiden Theater, weil sie sich eben noch einmal so sehr von den produzierenden Theatern Altona und Kammerspiele unterscheiden. Dadurch, dass sie sozusagen in der Peripherie Hamburgs liegen, haben sie ein sehr eigenes, großes Stammpublikum. Die Treue dieser Menschen zu

„ihrem Haus“ fasziniert und verpflichtet mich, jeweils ein ganz originäres Programm zu erstellen. Harburg produziert zudem die Kinder- und Kleinkinderstü- cke, in Bergedorf bieten wir die zusätzlichen Abo-Stränge „Stars-Hautnah“,

„Theater Highlights“ sowie Kabarett und Comedy, für die wir Produktionen noch über die Eigenproduktionen der Stammhäuser hinaus einkaufen. 

DIE HAMBURGER KAMMERSPIELE BEFINDEN SICH EBENFALLS UNTER IHRER LEITUNG. SEIT WANN? WAS IST DIE AUFGABE DIESES HAUSES IN HAMBURGS THEATERELT? 

Die Hamburger Kammerspiele haben seit der Zeit von Ida Ehre eine Strahlkraft weit über Hamburg hinaus. Die gilt es zu bewahren. Auch inhaltlich gibt es durch die Grindelhof-Lage (ehemaliges Jüdisches Viertel) eine Tradition den Spielplan punktuell mit Themen aus der jüdischen Kultur oder Vergangenheits- bewältigung zu besetzen. Darüber hinaus lieben es viele große Künstler auf dieser Bühne zu arbeiten, da der Theaterraum trotz seiner über 400 Plätze eine Nähe schafft, die jeden Abend zu einem intensiven Austausch macht.

SIE LEITEN ZUDEM DIE „PRIVATTHEATERTAGE“. DAS BESONDERE IST, DASS HIER STÜCKE AUS ANDEREN STÄDTEN NACH HAMBURG KOM- MEN. DAFÜR WÄHLT EINE JURY DIE STÜCKE AUS. WELCHEN ANTEIL HABEN SIE DARAN ZU ENTSCHEIDEN, WAS IN DEM PTT-ZEITRAUM GEZEIGT WIRD?

Ich bin der Initiator, hatte also die Idee, habe die notwendigen Bundes-Mittel eingeworben und organisiere im Team das Festival. Ich mache auch den Spielplan, bzw. die Zuteilung der Spielstätten und die Terminierung (alle The- ater und Spielstätten zusammen zu bringen ist manchmal höhere Mathema- tik...), aber ich entscheide und beeinflusse nicht die Einladungen. Da sind die Jurys autark. Deswegen bewerben wir uns auch nicht mit unseren eigenen Theatern (was ich oft bedauere), damit es gar nicht erst zu unterstellten Beeinflussungen kommen kann!

SIE HABEN MEHRERE MALE DEN PEGASUS, ROLF-MARES UND INTHEGA-PREIS ERHALTEN. SIE ERHIELTEN DEN HAMBURGER BÜRGERPREIS UND WURDEN 2015 ZUM HAMBURGER DES JAHRES IM BEREICH KULTUR GEEHRT. WIE WICHTIG SIND IHNEN DIESE AUSZEICHNUNGEN?

In gewisser Weise ist mir jedes Mal erst im Nachhinein, also nach der Ehrung, klar geworden, welche Anerkennung der eigenen Arbeit, aber auch des gesamten Teams, dahintersteht. Bei aller Freude über den Beruf, ist er auch sehr viel Arbeit und oft schwer mit der Familie in Einklang zu bringen. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, ist mir der Applaus für eine Aufführung an einem ganz normalen Theaterabend, wenn er von Herzen kommt, viel wichtiger. Ich mache Theater für Menschen, um ihnen einen ansprechenden, unter- haltenden und im besten Sinne nachhaltigen Abend zu bereiten. Und dies immer wieder und so oft es geht!

BLEIBT EIGENTLICH NOCH GENÜGEND ZEIT, DIE STADT HAMBURG PRIVAT ZU GENIESSEN? WENN JA, WO GEHT ES DANN HIN?
Als ehemaliger Leichtathlet versuche ich in den Parks von Ottensen oder an der Elbe fit zu bleiben. Wer mich kennt, weiß auch, dass ich versuche alle anderen Strecken mit dem Fahrrad zu absolvieren. Als Fuhlsbüttler Kind liebe ich das Alstertal und den Besuch anderer Kultureinrichtungen. Am allerliebsten verbringe ich aber Zeit mit meiner Familie.

Interview: Ute Laukner 

Foto © Hamburger Kammerspiele


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