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KABARETT ALMA HOPPE IM INTERVIEW

KABARETT ALMA HOPPE IM INTERVIEW


News vom 02.01.2019

 

Das Ensemble „Kabarett Alma Hoppe“ wurde von Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker vor 35 Jahren (1984) gegründet. Seit 25 Jahren betreiben die beiden ihre eigene Bühne: „Alma Hoppes Lustspielhaus“. Beide Jubiläen werden von Januar bis April 2019 mit einem Jubiläums-Kabarett-Fest und zwei neuen Alma Hoppe-Produktionen gefeiert 

ALSO, WIE GING DAS BEI EUCH LOS?

Jan-Peter: Von 1984 bis 1988 tingelten wir über die bundesdeutschen Kleinkunstbühnen. Über 200 Auftritte pro Jahr, das hat mächtig Spaß gemacht. Unsere erste eigene Bühne, das „Kabarett Mon Marthe“, eröffneten wir 1988. Eine eigene Bühne, das war ein Traum. Das lief gleich gut an und nach der Maueröffnung 1989 rannten uns die Leute buchstäblich die Bude ein.

DIE NÄCHSTE GROSSE STATION WAR 1994 DIE ERÖFFNUNG VON „ALMA HOPPES LUSTSPIELHAUS“. WIE KAM ES DAZU?

Nils: Wir wollten uns gern vergrößern, weil der Andrang auf die Karten unglaublich groß war. Wir hatten das Glück, in der Nähe geeignete und bezahlbare Räume in der Ludolfstraße zu finden, genau an der Grenze zwischen Winterhude und Eppendorf.

Jan-Peter: Viele haben uns damals für absolut verrückt erklärt, in dieser Größe eine reine Kabarettbühne zu eröffnen. Ganzjährig ein Theater mit 350 Plätzen nur mit Kabarett zu bespielen, Wahnsinn! Aber es hat geklappt. Wir haben jedes Jahr mindestens ein neues Alma Hoppe-Programm produziert und weil wir in der Kabarett-Szene gut vernetzt waren, konnten wir von Anfang an zahlreiche prominente Kollegen davon überzeugen, bei uns Gastspiele zu geben. Unser Konzept über die Jahre ist: Wir bespielen eine Hälfte der Spielzeit als Haus-Ensemble, die andere Hälfte sind hochkarätige Gastspiele.

UND WAS HAT SICH GEÄNDERT?

Nils: Früher haben einige Kollegen oft eine ganze Woche oder mehr en suite gespielt. Das gibt es heute nicht mehr. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist die Angebotspallette an hochkarätigen Kabarettisten heute viel größer, zum anderen sind die Kollegen inzwischen so viel auf Tour, dass mehr als drei Auftritte hintereinander schwer zu organisieren sind. Überhaupt ist das allgemeine Interesse an Kabarett heute viel größer, was auch mit der enormen Medienpräsenz zu tun hat.

SIND KABARETT UND COMEDY IM FERNSEHEN KONKURRENZ?

Jan-Peter: Es ist Werbung für das Genre und Konkurrenz für die Bühnen zugleich. Wir stellen häufig fest, dass die Zuschauer offenbar am liebsten sehen, was sie schon kennen. Das gilt für beide Richtungen. Solange die Neugier auf Neues dabei nicht verloren geht ist das völlig okay.

COMEDY UND KABARETT – GIBT ES DAFÜR AUS EURER SICHT UNTERSCHIEDLICHE DEFINITIONEN?

Jan-Peter: Mit Comedy lassen wir uns nicht gern in eine Schublade packen. Ich verbinde mit Kabarett inhaltlich und formal hohe Ansprüche: Relevante Themen, deren Bearbeitung eigene Gedanken erkennen lässt, der kunstvolle Umgang mit Sprache, der satirische Blick auf die großen und kleinen Zusammenhänge. Zwischen Kabarett und Comedy gibt es einige Kollegen, die als Grenzgänger unterwegs sind. Aber nur permanent Gags aneinanderreihen, das ist mir zu wenig.

IHR SEID DAS HAUSENSEMBLE, BEIDE INHABER UND BEIDE INTENDANTEN VON ALMA HOPPES LUSTSPIELHAUS. KANN DAS ÜBERHAUPT FUNKTIONIEREN?

Nils: Ja, klar. Wir stehen jetzt 35 Jahre zusammen auf der Bühne und es macht uns noch immer sehr viel Spaß. Andere Kabarett-Duos haben sich oft nach einigen Jahren getrennt. Zusammen auch die Verantwortung für ein Theater zu tragen, hat uns sehr zusammengeschweißt.

„HALBE SPIELZEIT AUF DER BÜHNE“, SAGTET IHR VORHIN. GIBT ES DENN EINE PAUSE FÜR EUCH?

Jan-Peter: Unsere bundesweite Tourneetätigkeit haben wir eingestellt, als ich in München Vater wurde. Seitdem beschränken wir uns auf unsere Vorstellungen hier im Haus und Gastspiele in Norddeutschland. Und wir sind auch mit unseren Solo-Programmen unterwegs. Aber für das Privatleben bleibt genug Zeit.

JAN-PETER, DU HAST VIER KINDER. IST DER NACHWUCHS AUCH SCHON AM KABARETT-START?

Jan-Peter: Mein ältester Sohn, Max, hat vor 3 Jahren die Schauspielschule absolviert und mit seinem Bühnenkollegen David Hang als „Beier & Hang“ bereits sein zweites Kabarett-Programm am Start. Dafür haben die beiden bereits einige Kleinkunst-Preise erhalten. Zu sehen ist ihr Programm bei uns im Lustspielhaus im kommenden Oktober.

WAS HÄLT EUCH IN HAMBURG?

Nils: Wir sind waschechte Hamburger und in dieser Stadt tief verwurzelt. Hamburg ist eine tolle Stadt: mit mehr Bäumen als Einwohnern und mehr Wasserstraßen als Venedig. Kulturell muss sich Hamburg ebenfalls nicht verstecken: Es sind nicht allein die Musicals, die dafür stehen. Kaum eine andere Stadt hat so viele große und kleine Theater.

HABEN SICH DIE THEATERLANDSCHAFT UND DAS PUBLIKUM IN DEN VERGANGENEN 25 JAHREN VERÄNDERT?

Jan-Peter: Für den Bereich des Kabaretts kann ich klar sagen: Das Kabarett ist heute allgemein viel populärer, die Zahl der verkauften Tickets insgesamt deutlich angestiegen. Allerdings gibt es die klassischen Kleinkunstbühnen kaum noch. Daher ist es deutlich schwieriger geworden, junge, noch unbekannte Künstler einem interessierten Publikum vorzustellen.

Nils: Wir und unser Publikum sind älter geworden. Diese Tendenz gilt wohl bundesweit für alle Theater. Glücklicherweise gibt es aber eine Vielzahl populärer junger Künstler, die ein erkennbar jüngeres Publikum anziehen.

WAS IST ZUM 25-JÄHRIGEN JUBILÄUM EURES THEATERS GEPLANT?

Nils: Zum Jubiläum veranstalten wir im März und April ein XXL-Kabarettfest mit fast täglich wechselndem Programm, ein Kabarett-Highlight nach dem anderen. Alle Künstler in diesen kompakten zwei Monaten präsentieren zu können, bedurfte einer langen Vorbereitung. So viele Künstler, Agenturen und Terminkalender, das musste alles passen. Hat geklappt, puh.

Jan-Peter: Die beiden Gala-Veranstaltungen am 1. und 23. März sind das Sahnehäubchen: jeweils 10 Top-Kabarettisten an einem Abend. Um unser 35-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern, stellen wir darüber hinaus ab Januar ein Alma Hoppe-Jubiläums-Programm auf die Bühne („Kassensturz“). Ende April schließlich unser brandneues Programm: „Immer Ärger mit den Nachbarn“.

GIBT ES NOCH KARTEN?

Nils: Der Andrang auf die Karten ist riesig. 

 

Foto © Ute Laukner


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