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PISTE PERSÖNLICH: INTERVIEW MIT KARSTEN JAHNKE

PISTE PERSÖNLICH: INTERVIEW MIT KARSTEN JAHNKE


News vom 06.09.2017 - Stand: 06.06.2018 10:09

Seit über 50 Jahren veranstaltet der leidenschaftliche Jazz-Fan Karsten Jahnke in Hamburg und deutschlandweit Rock-, Pop- und Jazz-Konzerte.

Sein feines Händchen für gute Musik prägte nicht nur den Musikgeschmack von sehr vielen Menschen, sondern auch den Klang der Musikstadt Hamburg.

Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag gab uns Maestro Karsten ein Interview.  

 

 

1. Beim diesjährigen Elbjazz haben wir sehr viele junge Leute angetroffen, woraus unser 3-teiliges Special „Jazz geht’s ab“ entstand, das richtig gut bei unseren Lesern ankommt, und selbst das ZEITmagazin beschäftigte sich Anfang August mit dem Thema Swing State – Wie die Jugend in DeutsIchland den Jazz neu entdeckt. Gefällt Dir diese Entwicklung?
Der Bericht im ZEIT MAGAZIN ist ein großartiger Artikel – diese Entwicklung – die mir natürlich extrem gut gefällt - habe ich schon lange  gesehen.
Schließlich schicken wir seit fast 20 Jahren die interessantesten Gruppen des Jazz im Rahmen unserer JazzNights Touren in die schönsten Venues unseres Landes. Das Publikum war immer eine gesunde Mischung zwischen Jung und Alt.
Vielleicht lag es aber auch an unserem Programm, dass so viele Jugendliche das Elbjazz Festival besucht haben - ein guter Mix aus amerikanischen und europäischen Musikern.

 

2. In unserer aktuellen PISTE-Ausgabe stellen wir einige spannende Hamburger Jazz-Acts vor, zum Beispiel das Tingvall Trio, Giovanni Weiß und Anna-Lena Schnabel. Welcher nationale bzw. internationale Jazz-Act beeindruckt Dich derzeit am meisten und warum?
Ich bin ja schon über 50 Jahre Konzertveranstalter und habe das Glück gehabt, alle Größen des Jazz entweder zu hören, oder selbst zu veranstalten. Das größte Talent in Deutschland ist für mich Michael Wollny. Er ist einer der Musiker der dafür sorgt, dass viele junge Menschen in die Konzerte kommen. Er wird übrigens ‚Artist in Residence‘ für das Elbjazz Festival 2018.

 

3. Man munkelt, dass Dein Herz auch für funky Music schlägt. Wer steht da bei Dir ganz oben?

Ganz klar: Nils Landgren & seine Funk Unit.

 

4. Wann und wie bist Du eigentlich zum Jazz gekommen?

Das ist einfach beantwortet. Bei uns zu Hause wurde Operettenmusik gehört. Die mir nicht gefiel.

Als ich zum ersten Mal BFN einschaltete – es muss 1945 gewesen sein und der Sender saß seinerzeit in der Musikhalle - hörte ich eine mir damals unbekannte Musik: Traditional Jazz und Blues.

Diese Musik hat mich sofort begeistert. Einer der Moderatoren beim BFN war übrigens Blues-Legende Alexis Korner.

 

5. Wie begann Deine Karriere im Konzertgeschäft?

Nach abgeschlossener Lehre als Im- und Exportkaufmann habe ich in einer Exportfirma

gearbeitet. Dabei fing ich an, nebenbei Jazz-Band-Bälle zu veranstalten – ab 1954

dann Konzerte. Mein erstes ausverkauftes Konzert im Audimax war ein Konzert

mit Ken Colyers Jazzmen – das zweite The sensational Klaus Doldinger Quartett.

 

6. Inzwischen veranstaltest Du jährlich hunderte Konzerte – dann noch das Überjazz Festival, das Reeperbahn Festival und das Elbjazz. Ist Hamburg die führende Musikstadt in Deutschland?

Sie ist dank der Elbphilharmonie auf einem guten Weg – hat aber sehr harte Konkurrenz. Wir werden uns anstrengen, dass es klappt.

 

7. Wie war die Live-Musik-Szene in Hamburg, als Du noch Piste-Gänger warst?

Da wo heute das Mojo steht gab es das New Orleans. Hier spielten im Monatsrhythmus

Traditionelle Bands wie Ken Colyer – Papa Bue – Old Merrytale Jazzband etc. Dann gabs noch den Cotton Club, die Jailhouse Taverne, das Top Ten, den Star Club. Der einzige Club in dem man

Modern Jazz hören konnte, war das Barrett in den Colonaden. In all diesen Clubs bin ich oft gewesen.

 

8. Welche Spielstätten in Hamburg gefallen Dir heute am besten?

Freilichtbühne Stadtpark, Elbphilharmonie, Laeiszhalle, Grünspan, Mojo, der Resonanzraum vom Ensemble Resonanz.

 

 

9. Einerseits beflügelt die Elbphilharmonie als neuer Spielort das Musikleben der Stadt, andererseits kommen Bedenken auf, dass die kleinen Spielorte dadurch in Vergessenheit geraten. Wie siehst Du das?

Das ist eindeutig falsch. Es hat sich ja herausgestellt, dass durch die phänomenale Nachfrage

nach Karten, viele Besucher Konzerte besucht haben, die sie sonst niemals besucht hätten. Sie haben aber nicht vorzeitig das Konzert verlassen, sondern sind geblieben, weil es ihnen gefallen hat. Dadurch gewinnt Hamburg neues Publikum, davon werden auch die kleinen Spielorte profitieren.

 

10. Hat sich eigentlich die Konzertveranstalterbranche in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt?

Das hat sie. Es gibt zwei marktbeherrschende Firmen – beide aus Amerika.

LIVE NATION und AEG Anschutz Entertainment Group. Live Nation hat die Konzertagentur Marek Lieberberg in Deutschland übernommen. Diese beiden Firmen sind finanziell so stark, dass es fast unmöglich ist, internationale Top Acts zu bekommen. Wir fungieren dann als Dienstleister und führen die Veranstaltung im Auftrag durch.

 

11. Im September veranstaltest Du ja mal wieder einige Hammer-Konzerte. Beispielsweise John Legend im Mehr!Theater, Papa Roach in der Sporthalle, MC Fitti im Uebel & Gefährlich, Phoenix in der Großen Freiheit 36, Lady Gaga in der Barclaycard Arena und und und… Gibt es Musiker, die noch nicht in Hamburg waren, die Du aber gerne mal auf Deiner Booking-Liste gehabt hättest?

Ja – Aretha Franklin. Leider fliegt sie nicht. Trotz allen Bemühungen ist es uns nicht gelungen sie

nach Deutschland zu bekommen.

 

12. Wenn Du Dich nicht gerade im "Café Funk-Eck" an der Rothenbaumchaussee herumtreibst, wo sieht man Dich abends in der Stadt?

Seit wir unser Büro in der Budapester Straße haben, findet man mich nur sehr selten in meinem alten ‚Zweig-Büro‘ Café Funk-Eck. Abends findet man mich meistens bei meinen eigenen Konzerten.

 

13. Kürzlich kündigte Aretha Franklin – die Queen of Soul - an, dass sie in Detroit einen Music Club eröffnen will. Im Frühjahr feierte sie ihren 75. Geburtstag.  Wann eröffnest Du das KJ`s in Hamburg?

Das wird nie passieren – dafür ist mir mein Privatleben viel zu wichtig.

Vielen Dank für das Interview!

Link: www.kj.de


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