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PISTE Persönlich ANDREA ROTHAUG

PISTE Persönlich ANDREA ROTHAUG


News vom 21.05.2017 - Stand: 21.05.2017 11:51

ANDREA ROTHAUG
BUCHAUTORIN, VERANSTALTERIN, DOZENTIN UND AKTIVISTIN DER HAMBURGER MUSIKSZENE


Als Rock City Hamburg Geschäftsführerin und Aktivistin setzt sich Andrea Rothaug seit vielen Jahren unermüdlich für die Hamburger Musikszene ein und entwickelt unzählige Projekte. Zum Kosmos des Rock City e.V. gehören
etwa 2500 Musiker aus allen Sparten der Popularmusik, der Verein feiert in diesem Jahr seinen 30sten Geburtstag. Im Mai wird der Hamburger Musikerpreis Krach und Getöse verliehen.

BEI ALL DEN UNTERSCHIEDLICHEN PROJEKTEN DIE IHR MACHT, GIBT
ES DA EINS, DAS DIR BESONDERS AM HERZEN LIEGT?
„Operation Ton“, das ist ein Kongress und Festival für Musiker, Musikfans und Musikschaffende aus dem ganzen Bundesgebiet. Das ist unser Flagschiff, das wir sehr lieb haben. Damit wollen wir vor allem Authentizität fördern. Also auch den schrägen Ton, die Nische. Abends ist Festival, tagsüber sehe ich auf der Bühne das skurrilste, was der Bund gerade zu bieten hat.

KANNST DU MAL EIN BEISPIEL NENNEN?
Wir haben schon mal das ganze Publikum mit Gehirnstrommessern verkabelt.
Die Ströme wurden dann in Musik umgewandelt und ein Kammerorchester improvisierte darauf. Im November findet der Kongress wieder im Resonanzraum im Medienbunker statt.

WIE KOMMT MAN ALS MUSIKER AUF EUCH ZU?
Man sagt sich, es läuft nicht so wie ich mir das vorgestellt habe und dann kommt man hierher.

KOSTET DIE BERATUNG DENN ETWAS?
Wir nehmen einen Jahresbeitrag von 40 Euro€. Dann ist die Beratung und die Vertragsprüfung umsonst, es gibt Busse für 40 Euro am Tag und und und. Insofern haben wir keine Probleme Mitglieder zu generieren. Was wir eher brauchen,
sind Förderer die uns helfen unsere Projekte durchzuführen. Mein Hobby ist inzwischen die Drittmittelakquise. Die Kulturbehörde zum Beispiel unterstützt uns schon von Anfang an maßgeblich.

WO SETZT IHR, WAS EURE MITGLIEDER ANGEHT DIE GRENZE?
Wir nehmen keine Amateure. Nur Profis und darunter verstehen wir Menschen,
die ausschließlich von der Musik leben möchten. Ansonsten gibt es keine Grenzen. Wir bewegen uns in der gesamten popularen Musik.
Ich verstehe meinen Job so, dass ich Musik in Hamburg möglich machen möchte.
Insofern bin ich nicht dafür da, Musik zu verhindern, das macht der Markt dann schon selber.

WAS IST DENN EIGENTLICH DEIN BACKGROUND?
Ich komme aus der Musikwirtschaft und aus der Musikkultur. Außerdem bin ich ein Kind des Punkrocks und der Hafenstraße. Ich bin aber schnell in den organisatorischen Bereich gegangen. Vom deutschen Punkrock bin ich dann quasi zur Hamburger Schule gewechselt und habe das Tourmanagement für „Die Braut haut aufs Auge“ und „Die Sterne“ gemacht.

Ich habe in letzter Zeit recht viel Derya Yildirim und die neue Platte „Die Regierung“ von Tilmann Rossmy gehört.
Ich höre viel Hamburger Kram aber auch viel Anohni.

WIE WÜRDEST DU DIE HAMBURGER MUSIKSZENE BESCHRIEBEN?
Diese eine Hamburger Musikszene gibt es für mich gar nicht. Es sind vielmehr Musikszenen. Ich finde die Bewegung von New Hamburg,
also die Berührung von Elektronik, Klassik und orientalischer Musik sehr spannend.
Auch das, was im Resonanzraum passiert, ist super. Auf der anderen Seite hat man eine recht konservative junge Szene, der man anmerkt,
dass sie versuchen alles richtig zu machen. Sie orientieren sich an Sachen, die sie bereits kennen. Die müssen meiner Meinung nach etwas sehen, dass sie lexikalisch nicht nachschlagen können. Wer sich von den gängigen Suchmaschinen des Internets oder Smartphones einlullen lässt,
trifft eben auch selten auf Überraschungen.

DAS HEISST IN DER KONSEQUENZ ES GIBT IMMER MEHR EINHEITSBREI?
Schon, in allen Jurys in denen ich in letzter Zeit saß, haben wir gesagt, wir brauchen mal wieder mehr Seele und vor allem Mut.
Das ist etwas, dass ich manchmal vermisse.

WAS IST ALSO DEINE GRÖSSTE AUFGABE IN DER NÄCHSTEN ZEIT?
Uns geht es darum Künstler zu schützen, Vielfalt möglich zu machen, Musik möglich zu machen. So wie bei Operation Ton: Kopf aufmachen, Leute erschrecken und mitnehmen. Konzerte auf Hutgeld zum Beispiel sind zwar eine gängige Praxis, ich finde das aber überhaupt nicht in Ordnung. Das ist betteln. Und um das zu verhindern, muss man auch mal unbequem sein. Ich sage gerne, wenn man mal einen Sandkorn im Auge hat, denkt, das ist das Schlimmste von der Welt, ist es aber eben nur ein
Sandkorn im Auge. Und dieser Sandkorn sind manchmal ganz gerne wir.


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