piste Schwerin 06/2023
LIFESTYLE 18 LIFESTYLE | PISTE.DE Die Zunahme von Essstö- rungen bei jungen Frauen ist ein besorgniserregen- des Phänomen, das in den letzten Jahren verstärkt auftritt. Laut Daten der KKH Kaufmän- nische Krankenkasse leiden immer mehr Jugendliche an Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating. Be- sonders bei jungen Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren wurde ein massiver Anstieg während der Corona-Krise verzeichnet, mit einer Steige- rung um rund 30 Prozent von 2020 bis 2021. Diese Verän- derung stellt den größten An- stieg im Vergleich nach Alter und Geschlecht dar. Während der Virus-Pande- mie leiden mittlerweile 18 von 1.000 jungen Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren an einer Essstörung. Im Jahr 2020 und im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch 13 von 1.000 Teenagerinnen, und im Jahr DIE MACHT DER BEAUTY-FILTER: MAGERSUCHT DURCH SOCIAL MEDIA? 2011 waren es noch 11 von 1.000. Laut Schätzungen der KKH sind bundesweit mittler- weile etwa 50.000 Jugend- liche im Alter von zwölf bis 17 Jahren von Essstörungen betroffen, wobei 79 Prozent davon Mädchen und junge Frauen sind. Diese Zahlen sind jedoch nur die Spitze des Eis- bergs, da sie nur diagnosti- zierte Fälle erfassen und die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher liegt. Ein bedeutender Einflussfaktor für Essstörungen ist die Dar- stellung von vermeintlich per- fekten Körperidealen in den sozialen Medien, insbeson- dere auf Plattformen wie Insta- gram, TikTok und Co. Die dort verfügbaren Schönheitsfilter tragen dazu bei, unrealistische und gefährliche Vorstellungen von Schönheit zu verbreiten. Solche Vorbilder können das Unzufriedenheitsgefühl mit dem eigenen Leben und dem eigenen Körper verstärken und die Entwicklung gestörten Ess- verhaltens begünstigen, insbe- sondere bei Jugendlichen, die bereits unter psychischen Pro- blemen oder einem geringen Selbstwertgefühl leiden. Während der Pandemie haben sich Kinder und Jugendliche verstärkt mit sozialen Medien und den dort vermittelten Bil- dern beschäftigt. In den Lock- down-Phasen fehlte ihnen je- doch der Realitätsbezug und der Vergleich mit Freunden und Mitschülern im echten Leben ohne Filter. Diese fehlende Realitätsnähe und der Ver- lust von sozialen Kontakten, Hobbys und einem geregel- ten Alltag haben sich negativ auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt, insbesondere in einer so wichtigen Entwick- lungsphase wie der Pubertät. Einige haben versucht, diesen Kontrollverlust zu kompensie- ren, indem sie sich selbst kon- trollieren, zum Beispiel durch Diäten und Sport. Essstörungen sind nach wie vor hauptsächlich ein Problem bei jungen Frauen, wobei der An- teil bei den 12- bis 17-Jährigen während der Pandemie von 76 auf 79 Prozent gestiegen ist. Die Krankheit tritt meistens in der Pubertät auf, und Mäd- chen kommen immer früher in diese Phase, was dazu führt, dass Essstörungen zunehmend früher auftreten. Mädchen sind häufiger mit sich selbst beschäftigt als Jungen, emp- findlicher für Kontrollverluste und erleben einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Für Mädchen ist auch die Selbstinszenierung in den sozialen Medien ein größeres Thema als für Jun- gen. Es ist wichtig, typische Symptome von Essstörungen zu erkennen, wie eine allge- mein gereizte oder gedrückte Stimmung, sozialen Rückzug, Gewichtsveränderungen und auffälliges Essverhalten wie Diäten als Dauerzustand, ein- geschränkte Nahrungsaus- wahl, exzessiver Sport, Erbre- chen oder die Einnahme von Abführmitteln. Alarmzeichen sind auch ein unverhältnismä- ßig hoher Aufwand für das ei- ‣ ➀ ➀ Fotos: 1_© AdobeStock
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