Piste Epaper Rostock Januar 2019

Piste: Die meisten kennen dich aus dem Kino. Ist es als Sänger eher förderlich oder hinderlich, als Schauspieler bekannt zu sein? Matthias: In meinem Fall ist es förderlich, weil die Leute, die zu den Konzerten kommen, sich erst einmal fragen: „Hä, der singt? Das kann doch nicht sein, wie soll das werden? Das klingt bestimmt total be- schissen.“ Und sie haben meist Recht. (lacht ) Aber viele gehen eben zum Konzert und gucken sich das an. Das ist toll, weil die Leute nicht wissen, was sie geboten kriegen. Ich finde es schön, dass die meisten trotzdem mit einer guten Stimmung nach Hau- se gehen. Wir hatten ein Konzert vor 7.000 Leuten und keiner kannte das Album. Aber nach zwei Stunden hatten alle die Hände oben und haben mitgesungen. Darauf bin ich stolz. Konzerte machen echt Spaß. Piste: Warum machst du ausgerechnet Deutschpop? Hättest du von den Klavierlinien nicht auch bei Punkrock landen können? Matthias: Ich wollte deutsche Musik machen. Wenn wir Englisch sin- gen wurden, wäre das bescheuert. Natürlich sind wir beim Pop ge- landet. Denn Rap wäre nicht gegangen. Ich als Rapper, wäre ja noch krasser gewesen. Wenn es hieße, der Schweighöfer rappt jetzt und macht ein Album mit Kollegah oder macht einen auf Rammstein, hät- ten alle gedacht, dass ich vollkommen durchdrehe. Zum Pop passen auch unsere Themen. Piste: Wie bringst du Musik im Schauspieler-, Regisseur- und Produ- zenten-Alltag unter? Matthias: Mein Musikprojekt ist entstanden, damit ich mal wieder her- auskomme und unter Leuten sein kann. Das ist wichtig, weil Film et- was sehr Anonymes ist. Und der Rest läuft auch mal ohne mich. Ich habe Mitarbeiter in der Firma. Der Laden ist groß und die Aufgaben werden verteilt. Piste: D.h. Du nimmst dir bewusst Zeit für angenehme Sachen? Matthias: Klar, das muss ich machen. Ich muss und will ja noch ein bisschen leben. Piste: Inwiefern ähneln oder unterscheiden sich der Beruf des Sängers und des Schauspielers? Matthias: Die Filmwelt ist sehr anonym. Da bin ich wenig live mit Leu- ten unterwegs. Aber wenn ich als Sänger abends live rausgehe und Musik mache – mit meiner Band und vor Publikum – ist das in dem Moment ultimativ nah. Wenn ich es verkacke, verkacke ich es an dem Abend richtig. Das ist das Schöne und Verlockende am Musikmachen: Wenn ich falsch einsetze und die ganze Band lacht, muss ich trotz- dem wieder rauskommen. (lacht) Piste: Ist dir das schon mal live passiert? Matthias: Ja klar, wir verkacken dauernd irgendetwas. Aber das ist lu- stig. Die Leute kriegen das gar nicht mit, nur wir als Band. Piste: Bist du im Herzen mehr Schauspieler oder mehr Sänger? Matthias: Ich bin mehr Schauspieler, aber jeder Sänger ist auch Schauspieler. Denn das gehört zum Entertainment dazu. Aber ich ha- be Musik im Herzen, bin sozusagen ein musikalischer Schauspieler. Piste: Wäre es daher Zeit für eine neue Platte? Matthias: Ja, wir schreiben sogar schon an einer neuen Platte. Ich denke, Ende 2019 können wir die veröffentlichen. Was genau darauf ist, darf ich noch nicht sagen. Aber wir treffen uns gerade mit Hip- Hop- und Pop-Produzenten und gucken, welche neuen Sounds wir ge- nerieren können. Piste: Das heißt, es wird musikalisch breiter gefächert? Matthias: Es wird ein bisschen extremer, ein bisschen musikalischer und singender, nicht so gesprochen. Einfach ein bisschen mehr Musik. Interview: Janina Heinemann I M I N T E R V I E W MATTHIAS S CHWE I GHÖF E R PISTE.DE 045 INTERVIEW | KULTUR

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