Seite 50 - Piste HRO Februar 2013

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PISTE.DE
kult
ur
|
INTERVIEW
piste:
Dein neues Album heißt
Evolution“. Was hat der Name für
eine Bedeutung für dich?
Paul van Dyk:
Also ich hab mir
mal überlegt, dass ich in jedem
Interview eine andere Antwort
gebe. Weil dann bleibt es zum
Einen für mich spannend und ich
hab mich immer gefragt, ob die
Leute das überhaupt mitkriegen.
Dass heißt ich könnte jetzt sagen:
Das heißt deswegen so, weil ich
auf den Galapagosinseln war und
von Charles Darwin und seiner Evo-
lutionstheorie inspiriert wurde.
Pause
Was aber nicht wahr ist.
Pause
Das habe ich gerade vorhin auf
dem Discovery Channel gesehen.
Also das wäre jetzt so die eine
Variante. Die andere Variante ist
die, dass das Leben meine größte
Inspirationsquelle ist und wenn man
sich so anguckt, wie sich die Welt
verändert hat, gerade so in den
letzten 20 Jahren ist es halt so, dass
es natürlich auch so einer gewissen
Evolution unterlegen ist und damit
natürlich dann letztendlich auch
meiner Einflüsse und deswegen
passte das.
piste:
Mir ist aufgefallen, dass auf
dem Album ganz „untypische“
Songs vertreten sind. Zum Beispiel
der Track „Eternity“.
Paul van Dyk:
Ja, Warum?
piste:
Ich hab das gehört und
hätte nie gedacht, dass das aus
deiner Feder kommt. Das ist mehr
poppig und deswegen die Frage:
Gibt es irgendwann nochmal ein
reines Pop-Album?
Paul van Dyk:
Das glaube ich
nicht. Ich mache ganz bewusst
keine Unterschiede in der Musik.
Für mich ist es eher so, dass ich
Musik so umsetze, wie ich sie mag,
nicht aus welchem Genre sie
kommt.
piste:
Du hattest im Dezember
Geburtstag. Wie oft hörst du die
Frage, wie lange du das noch
machen willst?
Paul van Dyk:
Du meinst
Geburtstag feiern?
piste:
Nein. Den Job. Hörst du das
nicht auch ab und an: „Wie lange
willst das denn noch machen?“
Paul van Dyk:
Nö.
piste:
Du willst also noch ein paar
Jahre ...
Paul van Dyk:
...
ja, ich muss
noch ein bisschen. Nein aber ich
mache es ja auch gern. Das Aufle-
gen, das Produzieren - einfach alles
mit Musik. Es macht Spaß und ist
mein Leben.
piste:
Trotzdem du jetzt von Seatle
gekommen bist, hier auflegst und
dann nach Bogotá weiterfliegst.
Das geht dann trotzdem noch?
Paul van Dyk:
Hast du den
Eindruck ich bin Müde?
piste:
Nein im Gegenteil. Trink
ruhig noch einen Kaffee. Ich glaube
du hast die Zahl selber mal ins
Netzt geschmissen. 792 Stunden
im Flugzeug sitzen pro Jahr und 16
mal den Erdkreis umrunden ...
Paul van Dyk:
...
Ja ja, wir
haben mal so eine Erhebung ge-
macht, weil immer wieder nach
solchen Zahlen gefragt wird und
ich nehme mal an, das kommt auch
nach wie vor hin, weil es ist nicht
weniger geworden.
piste:
Was machst du eigentlich
im Flugzeug, wenn du nicht
schläfst?
Paul van Dyk:
Nicht im
Flugzeug sein. (lacht)
piste:
Im Flugzeug schläfst du..
Paul van Dyk:
Ja, meistens. Ich
hab jetzt tatsächlich auf dem Flug
hierher einen Film gesehen, der
heißt Prometheus, den man be-
grenzt empfehlen kann. Aber ich
hab sehr gut geschlafen nach der
Hälfte.
piste:
Hast du schon mal überlegt
selber den Flugschein zu machen,
weil du eh die ganze Zeit fliegst?
Paul van Dyk:
...
Ja, aber ich
weiß nicht, ob ich mich mit den
ganzen Regeln anfreunden kann.
Ich bin so ein Autofahrer, also ich
fahre sehr konzentriert aber nicht
unbedingt immer so wie man muss.
Und wenn man sich das dann im
Flugverkehr vorstellt … lieber nicht.
Ich würde wahrscheinlich im Cock-
pit sitzen und das nächste Terminal
ansteuern und nicht das, was ich
eigentlich soll ...
piste:
Gleich geht es hoch auf die
Mainhall. Bist du aufgeregt?
Paul van Dyk:
Ne, ich freue
mich drauf. Also aufgeregt im posi-
tiven Sinne. Ich hab noch nie so
richtig Lampenfieber gehabt. Weil
ich eigentlich immer so vorbereitet
bin, wie es irgendwie geht und
Lampenfieber hat so etwas nega-
tives. So ein Angstfaktor, wenn jetzt
ein Stromausfall sei oder sonst was,
da kann ich sowieso nix machen
also warum soll ich mir da vorher
großartig einen Kopf drum
machen? Alles andere hab ich
eigentlich soweit unter Kontrolle
dass ich sage, ok ich kann das
umsetzen was ich machen möchte.
Tom:
Wonach suchst du die Songs
bei dem Auftritt aus?
Paul van Dyk:
Also ich hab so
eine Idee wie ich anfange und
danach schaue ich mal.
Tom:
Dass heißt es gibt so im Kopf
eine ungefähre Playlist?
Paul van Dyk:
Ne ne. Also, es
gibt natürlich ein Idee in meinem
Kopf. Ich bin ja auch ein Stück weit
auf Evolution-Tour, insofern wird es
relativ viel Musik aus dem Album
geben, aber es ist natürlich schon
so, dass letztendlich das Ganze
auch immer im Einklang mit dem,
was auf der Party passiert, stehen
muss. Also ich hab so zu 50 % ne
klare Vorstellung von dem, was ich
machen will und alles andere ist
eben wirklich abhängig davon was
da vor mir passiert und deswegen
werden die Sets dann auch immer
anders.
Leider drückt an dieser Stelle die
Zeit, denn der Gig von Paul von
Dyk steht kurz bevor.
piste:
Ich hab noch so viele
Fragen, aber zeitlich werden wir
die nicht mehr schaffen,
überspringen wir also und kommen
zur letzten Frage ...
Paul van Dyk:
Was wäre denn
eine der Fragen, die wir über-
springen?
piste:
Du gehörst zu den wenigen
Künstlern, die sich politisch und
gesellschaftlich engagieren, hat das
mit dem Staat zu tun in dem du
geboren wurdest? Deswegen
würde ich einfach nur die letzte
Frage nehmen und dann …
Paul van Dyk:
Ach komm wir
haben bald Wahlen. Ähh, ja hat es
auf jeden Fall. Ich hab schon in
meiner Jugend mitbekommen, wie
es in diesem Staat war und insofern
bin ich halt jemand, der
Demokratie natürlich insbesondere
wertschätzt und insofern bin ich
natürlich auch ein Stück weit
politisch engagiert. Weil letztend-
lich ist eine demokratische Ge-
sellschaft immer nur so gut wie die
Menschen, die sich einmischen.
Das fängt beim Wählen an und
hört eben auf, dass man sich
einmischt, wenn man sieht,
irgendwas stimmt nicht in der
Nachbarschaft, dass man einfach
dafür sorgt, dass es irgendwie,
sagen wir mal, eine Verbesserung
gibt.
Interview Tom Zerbe
Im Interview mit
PAUL VAN DYK
Mit viel Witz und Charme plaudert der DJ über
sein neues Album und seine Vielfliegermeilen.