Seite 39 - untitled

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Wie würdest du die Musik für jemanden beschreiben,
der Unheilig noch nie gehört hat?
Musik kann man so schwer mit Worten erklären, eigentlich muss
man sie hören. Aber wenn ich es wirklich mit Worten beschreiben
müsste, dann würde ich sagen man schmeißt alles zusammen was
einem gefällt. Es ist wie eine große Döner Pizza. Du hast alles
drauf, was du magst und wenn du reinbeisst schmeckt es einfach
nur unheimlich gut.
Woher kommt der Bandname Unheilig?
Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, wobei ich nicht religös bin. Ich
brauche keine Religion für meinen Glauben. Und wenn man sich
nicht an die Vorschriften der Religionen hält, ist man bei vielen
Glaubensgemeinschaften ein Unheiliger. So kam das zustande.
Wobei ich natürlich die Religionen respektiere. Manch
´
einer
braucht für seinen Glauben eine Gemeinschaft.
Deine Texte wirken sehr tiefsinnig. Oftmals werden
die Lieder auch anders interpretiert. Was inspiriert dich
eigentlich beim Schreiben?
Du meinst den Song „An deiner Seite“, den ich 2008 für einen
verstorbenen Freund geschrieben habe?! Fans haben den Song
aber anders interpretiert und ihn auch auf ihrer Hochzeit gespielt,
eben weil sie für sich entschieden haben, dass das damit gemeint
ist. Ich möchte gar nicht viel vorgeben, wenn meine Fans eine
eigene Interpretation finden, ist das super.
Zum Songs schreiben inspiriert mich vor allem das Leben. Ich
erlebe viele Dinge sehr bewusst, wenn mir was passiert, was mich
emotional berührt, dann muss ich das verarbeiten. Und das mache
ich in meinen Songs. Alles worüber ich singe, ist passiert. Ich
reflektiere damit mein Leben und Dinge, die um mich herum
geschehen. Beim Song „Eisenmann“ ist es der Wunsch, dass alles,
was an Kritik aus der Gothikszene kam, an mir abprallt.
Beim Song „An deiner Seite“ gab es einen sehr
emotionalen Moment auf der Bühne. Es ist ja eher
selten, dass Künstler beim Konzert Tränen zeigen ...
Ich hatte den Song ja für meinen verstorbenen Freund geschrieben
– und wenn du siehst, was in der ersten Reihe passiert – dass
nimmt mich dann emotional auch mit. Wenn ich sehe, wie meine
Fans bei diesem Song weinen oder sich in den Armen liegen. Bei
den ersten Konzerten konnte ich oftmals die zweite Strophe nicht
singen, weil mich das so sehr berührt hat. Und natürlich kommen
heute die Emotionen immernoch hoch, wenn ich diesen Song
performe. Jeder, der Lieder selbst schreibt, durchlebt das. Und ich
schäme mich keineswegs für die Tränen auf der Bühne.
Das heißt also, in der Figur „Der Graf“ steckt dann
doch sehr viel vom Menschen dahinter drin?
Es ist ein und dasselbe. Wenn ich bei Freunden zum Grillen bin,
verhalte ich mich nicht anders, als wenn ich beim Konzert bin. Die
äußere Hülle mag vielleicht anders sein, aber der Mensch
dahinter, der ist der Gleiche.
Es ist dir wichtig dein Privatleben auch privat zu halten ...
Nicht ganz, denn wer meine Lieder hört, der kennt mich eigentlich
schon privat. Es gibt da nicht viel, was man noch wissen muss,
was man aus den Liedern nicht heraushören kann.
Wenn ich auf der Bühne stehe und meine eigenen Texte & Lieder
performe, hat das nunmal einen anderen Klang als wenn ich den
Traum eines anderen interpretiere. Ich kann meine Träume singen.
Was hörst du privat für Musik?
Alles außer Marschmusik. Ich hab bei mir keine Einteilung oder
Schubladen. Wenn mir ein Song gefällt, dann höre ich ihn. Egal,
aus welcher Musikrichtung der kommt und egal, wer den
geschrieben hat. Aber wenn du Namen hören willst, dann
Grönemeyer, Xavier Naidoo, Hblockx, …
1,6 Millionen verkaufte Alben „Große Freiheit“,
400.000 Alben „Lichter der Stadt" in einem Monat,
wochenlang Platz 1 in den Charts, was fehlt da noch
zum beruflichen Erfolg?
Mein Ziel war es nie, diese Zahlen zu erreichen. Hätte mir das
einer vor acht Jahren gesagt, hätte ich ihm das nie geglaubt. Ich
hätte mir es auch nie träumen lassen. Ich mache Musik und gucke,
wohin die Reise geht. Es ist natürlich super, wenn man plötzlich
von seiner Musik leben kann. Und ich weiß nicht, was noch
kommt, ob ich jetzt in der besten Zeit meiner Karriere bin. Aber ich
werde immer Musik machen, auch wenn es vielleicht irgendwann
weniger Menschen hören. Musik ist mir sehr wichtig. Was ich
zugeben muss ist allerdings, dass ich nach „Große Freiheit“
beweisen wollte, dass ich keine Eintagsfliege bin. Und da hab ich
natürlich schon auf die Zahlen geguckt.
Auf deinem neuen Album gibt es den Track
„Zeitreise“, den du mit Xavier Naidoo singst. Wie kam
es zu dieser Zusammenarbeit?
Das Album Lichter ist wie ein musikalisches Tagebuch. Wie bei
einem Tagebuch habe ich Eindrücke festgehal ten und
Begegnungen mit Menschen. Und man stellt sich ja vor, wie ein
Musiker ist, wenn man seine CD hört. Und Xavier war so, wie ich
ihn mir vorgestellt habe. Wir haben uns ein paar Mal getroffen
und dann habe ich ihm die Frage aller Fragen gestellt. Und er hat
dann auch gleich ja gesagt. Ich wollte eine Person im Duett haben,
die mir sympathisch ist und das war bei Xavier als auch bei
Andreas Burani (das zweite Duett auf dem Album – die Red.) so.
1.18 Millionen Menschen zeigen bei Facebook, dass
ihnen die Musik gefällt. Gigantische Zahl, oder?
Absolut.
Wie wichtig sind die sozialen Netzwerke für dich?
Soziale Netzwerke sind unheimlich wichtig für mich. Ich stehe
jeden Morgen so um halb sieben auf und spätestens um sieben
sitze ich vorm Rechner und lese mir Postings auf den sozialen
Netzwerken durch. Es ist unheimlich wichtig, denn hier kann ich
die Stimmung der Fans auffangen, Kritiken nach den Konzerten
lesen und weiß, was ich das nächste Mal besser machen kann.
Denn nach den Konzerten bekomme ich ehrliches Feedback. Das
glaubt mir zwar immer keiner, aber ich bin sehr aktiv in den
sozialen Netzwerken. Das liegt auch daran, dass ich früher nach
einem Konzert mit 200 oder 300 Leuten direkt sprechen konnte,
das geht heute bei einem Konzert mit 20.000 Leuten natürlich
nicht mehr. Und daher ist es um so wichtiger, dass ich hier
Feedback bekomme. Nur weil du 400.000 Alben in einem Monat
verkaufst, heißt es noch lange nicht, dass du alles richtig machst.
Wir haben unsere Leser online aufgefordert, Fragen an
Unheilig zu stellen. Die interessantesten Fragen: Was
ist Liebe?
Auf jeden Fall gibt es die wahre Liebe für mich! Liebe ist etwas
ganz wichtiges und es gibt verschiedene Formen der Liebe. Die
Liebe zu den Eltern ist natürlich eine andere als die Liebe zum
Partner. Die Liebe hält uns alle zusammen!
Boulevard
Live: 28. Juli im IGA Park
Album: Lichter der Stadt
(VÖ: 16. März 2012)
Single: Lichter der Stadt
(VÖ: 30. März 2012)
INTERVIEW
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PISTE.DE
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