BEACHVOLLEYBALL ZUM LETZTEN MAL AM TIMMENDORFER STRAND: LÜBECKER TILO RIETSCHEL WILL NACH LOS ANGELES Foto: Lobeca | Jasper Lorenz Tilo Rietschel ist zum dritten Mal in Folge bei den Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften in Timmendorfer Strand dabei. Vom 4. bis zum 7. September schmettert er zusammen mit seinem Kieler Court-Partner Momme Lorenz im Sand auf – unter anderem gegen die Vize-Olympiasieger Nils Ehlers und Clemens Wickler. Der 21-jährige Lübecker hat dabei großen Ehrgeiz – auch was die Zukunft angeht. Gefördert wird der angehende Star von morgen auch vom Klub111. HL-SPORTS sprach mit ihm kurz vor dem Saison-Höhepunkt an der Ostsee. „Wir haben Bock“ Hallo Tilo, am ersten September-Wochenende bist du zu Gast zuhause. In Timmendorfer Strand ist das Saison-Highlight, die Deutschen Meisterschaften im Beachvolleyball. Für dich das dritte Mal in Folge. Was bedeutet dir das, in deiner Heimat vor Tausenden von Fans zu spielen – du bist ja Lübecker? Tilo Rietschel: Das ist jedes Mal etwas ganz Besonderes. Jeder Sportler weiß, wie schön es ist, ein Turnier zuhause zu haben. Dass das in meinem Fall auch noch der wichtigste nationale Wettbewerb ist, macht mich wirklich sehr glücklich und jedes Jahr ist die Vorfreude riesig, vor Freunden und Familie zu spielen. In den vergangenen beiden Jahren warst du mit Richi Peemüller dort am Start, im vergangenen Herbst habt ihr euch allerdings getrennt und dein neuer Court-Partner ist Momme Lorenz. Wie kam es dazu, dass ihr nun zusammenspielt? Tilo Rietschel: Neue Teamkonstellationen sind im Beachvolleyball nichts Ungewöhnliches. Momme ist in meinem Alter, extrem ambitioniert und hatte bereits viel hochklassige Erfahrung gesammelt. Nach Timmendorf 2024 war er auf der Suche nach einem neuen Partner und nach einem kurzen Gespräch war klar, dass wir beide Bock haben, uns langfristig zusammen als Team zu entwickeln. „Unsere größte Stärke ist im Kopf“ Das hat sich auch gleich ausgezahlt. Statt wie zuvor zweimal zu zittern, noch unter die besten 16 der Rangliste zu kommen und so für das Spektakel an der Ostsee qualifiziert zu sein, lief es dieses Jahr deutlich besser. Ihr schnuppert sogar an den Top 5. Was sind eure Stärken? Tilo Rietschel: Ich denke, unsere größte Stärke ist im Kopf. Wir sind beide extrem ehrgeizig und wollen um jeden Preis gewinnen. Dabei schaffen wir es aber (fast) immer, in wichtigen Situationen trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren und ruhig zu Ende zu spielen. Konstanz ist das Ziel Ihr seid das Top-Team aus Schleswig-Holstein. Was rechnet ihr euch gegen die anderen Duos im Sand aus? Platz neun gab es für dich zuletzt, zweimal. Tilo Rietschel: Dieses Mal gehen wir als Seed 6 an den Start, von daher sollte das Viertelfinale das Ziel sein. Wir haben dieses Jahr schon gezeigt, dass es auch weitergehen kann – auf der German Beach Tour hatten wir schon vier knappe Spiele gegen die Teams über uns (alle vier im Tiebreak). Aber bei der DM sind alle 16 Teams sehr gut und wenn man keine gute Woche erwischt, kann es auch früher vorbei sein! Zuletzt wart ihr nicht zufrieden mit eurer Leistung. Dabei begann die Saison super: Türkei, China, Indonesien, Australien, Tahiti, Philippinen, Italien und Schweden sowie natürlich eine Menge Turniere in Deutschland. Zusätzlich die Europameisterschaft. Sechsmal auf dem Treppchen, aber kein Turniersieg. Was fehlt noch dazu? Tilo Rietschel: Da kommt vermutlich einiges zusammen. Im Winter wollen wir zum Beispiel körperlich die nächsten Schritte gehen, um Turniere länger durchzuhalten. Dass wir das Niveau dafür haben, zeigen wir schon oft. Es fehlt noch die Konstanz. „Das gehört dazu“ Bei der German Beach Tour zuletzt zweimal in Berlin wurdet ihr Siebte und Fünfte. War die Luft raus, weil ihr euch schon für Timmendorfer Strand qualifiziert hattet? Tilo Rietschel: Das eher nicht, die Quali für Timmendorf hatten wir schon sehr lange sicher. Wir haben aber in den Saisonanfang sehr viel Energie und Kraft gesteckt, um uns für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Danach war vermutlich ein kleiner Spannungsabfall, aber das gehört dazu. Mit den Fans im Rücken Worauf wird es in Timmendorf ankommen? Tilo Rietschel: Zum einen müssen wir unseren Heimvorteil als norddeutsches Team ausspielen und zeigen, wie man richtig mit dem Wind an der Küste spielt. Und dann brauchen wir viel Fokus, um maximal Energie aufs Feld zu bringen. Die Fans werden uns da mit Sicherheit helfen. Seid ihr im Hotel untergekommen oder ist ein Abstecher nach Hause angedacht? Du bist Lübecker, Momme kommt aus Kiel – aber ihr wohnt beide in Hamburg. Tilo Rietschel: Alle Spieler sind im Maritim untergebracht, da werden wir auch sein. 032 SPORT | PISTE.DE SPORT | PISTE.DE 033 Fotos: John Garve SPORT Werden euch viele Fans anfeuern? Ihr seid ja die Lokalmatadore. Tilo Rietschel: Letztes Jahr waren der Lübecker und der Kieler Fanclub die größten und lautesten. Das hat man vor allem gemerkt, als Momme und ich auf dem Side Court gegeneinander gespielt haben. Dieses Jahr legen sich beide Fanclubs bei unseren Spielen zusammen. Wir hoffen natürlich, dass wir dadurch wieder die lautesten Fans haben werden. „Wenn das schon 2028 klappt, wäre das unglaublich cool“ Drei Fragen zum Abschluss: Die Deutschen Meisterschaften im Beachvolleyball werden in diesem Jahr das letzte Mal an einem richtigen Strand ausgetragen. Im kommenden Jahr sind sie in Dortmund, also einer untypischen Stadt für Beachvolleyball. Wie schade findest du das? Und: Was machst du nach Timmendorfer Strand – Urlaub? Last but not least: Olympia 2028 in Los Angeles, dein Ziel? Tilo Rietschel: Ich finde das natürlich sehr schade, so wie alle anderen auch. Gerade für mich als Lübecker ist der Wechsel nach NRW besonders schade. Dafür freue ich mich darauf, in den nächsten Jahren in noch größeren Stadien spielen zu dürfen. Nach Timmendorf kommen zwei bis drei Wochen Urlaub, dann geht’s weiter. Olympia ist das höchste Ziel jedes Athleten und jeder Athlet wird auch daran gemessen, wie viel Potenzial er oder sie für Olympia hat. Von daher versuchen auch wir, langfristig dahin zu kommen. Wenn das schon 2028 klappt, wäre das unglaublich cool. (rk)
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