piste Hamburg 10/2019

010 PISTE.DE CITY NEWS | PISTE PERSÖNLICH HERR WIERSIG, WIR SIND BEEINDRUCKT UND ETWAS FASSUNGS- LOS! WIE KOMMT MAN AUF DIE IDEE, SIEBEN MEERENGEN ZU DURCHSCHWIMMEN? Es hat damit angefangen, dass ich an einem Februar am Strand auf Ibiza bei 13 Grad Wassertemperatur zu einer kleinen Boje schwimmen wollte, die nur 400 m entfernt war. Ein Jahr lang habe ich mich darauf vorbereitet. Im Jahr darauf bin ich dann durch den Ärmelkanal geschwommen. Das war eine Entwicklung, denn große Dinge starten oft erst mit dem ersten kleinen Schritt. WELCHE DURCHQUERUNG IST IHNEN AM NACHHALTIGSTEN IN ERINNERUNG GEBLIEBEN UND WARUM? Ich hatte viele Begegnungen und Erlebnisse da draußen im offenen Ozean. Zum Beispiel die Begegnung mit einem Wal - mitten in der Nacht, direkt im offenen Pazifik. Ich traf auf Seelöwen, riesige Lions Mane Quallen, Delphine und auf große Haie. Ich war als Gast im Meer und bin für diese Begegnungen unendlich dankbar. BEI IHRER KANALDURCHQUERUNG VOR HAWAII SIND SIE GUT 40 KM GESCHWOMMEN UND WAREN MEHR ALS 18 STUNDEN IM WASSER UNTERWEGS. WIE FÜHLEN SIE SICH VOR SO EINER HER- AUSFORDERUNG? HABEN SIE BEI DIESE GROSSEN DISTANZEN AUCH MANCHMAL ANGST UND WIE BEKOMMEN SIE IHRE GEFÜHLE IN DEN GRIFF? Angst ist ein schlechter Begleiter, gerade wenn man im direkten Kontakt mit Haien ist. Einem Hai kann man nichts vormachen, der merkt sofort, ob das Gegenüber nervös ist oder gar in Panik gerät. Bleibt man ruhig, behandelt er einen mit Respekt, man beobachtet sich gegenseitig und schwimmt dann wieder seiner Wege. SIE SIND MEERESBOTSCHAFTER DER DEUTSCHEN MEERESSTIF- TUNG. WAS MÖCHTEN SIE ERREICHEN? Ich kann aus einer einmaligen Perspektive berichten. Ich war im offenen Ozean nur ein winziger Teil und durfte in dieser Welt zu Gast sein. Als Teil des Ozeans bekomme ich die Auswirkungen, die durch uns Menschen entstehen, direkt mit, egal ob es sich um Plastikmüll, Überfischung oder den Klimawandel handelt, sie sind ersichtlich und ich maße mir an, für den Ozean sprechen zu dürfen. Es ist bitter nötig, dass wir Menschen jetzt die Initiative zum Schutze der Meere ergreifen und ein Bewusstsein für unsere Taten und deren Auswirkungen erlangen - und in Folge dessen unser Ver- halten nachhaltig ändern. EIN WEITERES THEMA IST IHNEN WICHTIG: SIE MÖCHTEN, DASS MÖGLICHST ALLE KINDER SCHWIMMEN LERNEN. WARUM LIEGT IHNEN DIESES THEMA SO AM HERZEN? Spielt ein Kind ein Musikinstrument, tanzt es oder ist ein Teil einer Sport- mannschaft, ist das wunderbar, aber nicht lebensnotwendig. Eines aber ist überlebenswichtig: Schwimmen zu können – meines Erachtens ein absolu- tes Muss! Als Eltern stehen wir in der Verantwortung und müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Kinder schwimmen können. Da gibt es für mich auch keine Ausreden. WER KANN AM PROJEKT ICH KANN SCHWIMMEN TEILNEHMEN? Unsere Initiative richtet sich an Kinder, deren Eltern sich die Schwimmkurse nicht leisten können und Kinder mit Behinderung. Auch für sie ist es oft problematisch, geeignete Kurse zu finden. Wir möchten etwas tun und unterstützen diese Kinder in den Schulferien durch ein kostenloses Intensiv- programm. Eltern oder Begleitpersonen werden angehalten, die gebuch- ten Termine in jedem Falle einzuhalten und zwar alle. Wir möchten, dass dieses Thema ernst genommen wird, denn wir nehmen es auch sehr ernst und helfen, organisieren und unterstützen, wo wir können. WIE KANN DAS PROJEKT AM BESTEN UNTERSTÜTZT WERDEN? Da gäbe es unterschiedliche Möglichkeiten, denn jede Unterstützung ist mehr als willkommen - egal in welcher Form. Kostenbeteiligung wäre eine Möglichkeit, Spenden an die Budnianer Hilfe e.V. für die Initiative eine andere. Wichtig ist aber auch, dass die in Frage kommenden Kinder auf unser Projekt angesprochen und eingeladen werden, um ihnen überhaupt zu ermöglichen, schwimmen zu lernen. Eine weitere Möglichkeit der Unter- stützung ist die Mithilfe, wie z. B. die Übernahme des Fahrdienstes zum Hallenbad. Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen und wir freuen uns über Zuspruch und Unterstützung, denn wir sollten ein gemeinsames Ziel anstre- ben: Alle Kinder sollten sicher schwimmen können! budnianer-hilfe.de Es ist noch nicht lange her, dass der Extremschwimmer André Wiersig die letzte der sieben Meerengen, die als Ocean‘s Seven bekannt sind, durchquert hat. Ohne Neoprenanzug, bestückt mit Badehose, Schwimmbrille, Badekappe und einer Menge Vaseline, verbringt der Paderborner etliche Stunden auf dem freien Meer. Ein kleines Beiboot begleitet den Schwimmer und versorgt ihn mit der aktuellen Zeit, Position und mit hochkalorischen Shakes. André Wiersig hat bewiesen, dass er ausgesprochen gut schwimmen kann. Nun greift er die nächste Herausforderung an: Das Projekt ICH KANN SCHWIMMEN. In Zusammenarbeit mit der Budnianer Hilfe e.V. gibt es nun in den Frühjahrsferien die ersten drei kostenlosen Schwimm- kurse in Hamburg für Kinder aus benachteiligtem Umfeld und/oder mit Handicap. Wir erfahren, warum das seine Herzensangelegenheit ist, was ihn angetrieben hat, die Herausforderung der Ocean’s Seven anzunehmen und was er auf hoher See erlebt hat. ICH KANN SCHWIMMEN – DU AUCH? DIE BUDNIANER HILFE UND DER EXTREM- SCHWIMMER ANDRÉ WIERSIG STARTEN IN HAMBURG EINE INITIATIVE, UM MEHR KINDERN DAS SCHWIMMEN BEIZUBRINGEN. © Dennis Daletzki

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxODIw