piste Hamburg 04/2018

008 PISTE.DE CITY NEWS | PISTE PERSÖNLICH ERSTMAL ZUM ELBJAZZ. WIE KAMST DU UND DEINE FIRMA HINZU UND WODURCH IST DAS GANZE SO ERFOLGREICH GEWORDEN? WAR DAS GLÜCK? ODER WEIL DIE ELBPHILHARMONIE AUF EINMAL DA WAR? Ja, es war Glück, dass die Öffnung der Elbphilharmonie im Jahr unserer ersten Ausgabe lag. Andererseits mussten wir erstmal eine Idee entwickeln, wie wir dieses Haus in einen Festival-Kontext einbinden. Es hat einen Augenblick gedauert, bis die Logik verstanden war. Aber das neue Reservierungssystem, dass den ersten 11.000 Besucher einen garantierten Zugang in die Elbphilhar- monie versprach, hat schon viel mit dem Erfolg des Elbjazz 2017 zu tun. Für das Elbjazz 2018 haben wir die Kapazität in der Elbphilharmonie nochmal erweitert. In diesem Jahr erhalten über 17.000 Besucher während des Elbjazz garantiert Zugang zu einem Konzert in der Elbphilharmonie. KOMMEN WIR ZUM REEPERBAHN-FESTIVAL, DAS LANGE SCHON SEHR ERFOLGREICH IST UND EINEN GANZ NEUEN FOKUS AUF DIE HAMBURGER MUSIKSZENE GESETZT HAT. WORAN LAG ODER LIEGT ES, DASS ES JETZT SO GUT LÄUFT? EIGENTLICH SIND DIE CLUBS JA ALLE DA. Ja, die Clubs bieten das ganze Jahr Programm. Während des Reeperbahn Festivals reichern wir die bestehenden Clubs allerdings um weitere Spielorte an, die sonst nicht hauptsächlich für Popularmusik genutzt werden. Insofern wird das Netz ein bisschen dichter an diesen vier Tagen. Dieser infrastruktu- relle Faktor bezogen kann sicher eine gewisse Kraft entfalten. Dazu bringen wir ein besonders Programm mit und können mit dieser viertägigen Ballung an Ereignissen kommunikativ ganz anders operieren als ein einzelner Club für eine einzelne Show im Jahr. Unter den Besuchern finden sich natürlich Club- gänger, aber auch Fachbesucher, die sonst nicht in der Stadt sind. WIR HABEN UNS GEFRAGT, OB DU EIGENTLICH EIN INSTRUMENT SPIELST. Ich habe bis zu meinem 25. Lebensjahr in einer mittelprächtig erfolgreichen, Schüler/Studenten/sonst-wie-Kombo getrommelt. Ich habe es aufgegeben, weil wir als Band wohl nicht viel weitergekommen wären. 1988/89, also schon während meines Studiums, habe ich angefangen zu veranstalten. BIST DU MAL IN ANDERE STÄDTE GEGANGEN, HAST DICH DA KREA- TIV ODER JOBMÄSSIG AUSPROBIERT? Nein, leider nicht. Das wäre sicherlich vor allem außerhalb Deutschlands reiz- voll gewesen. Jetzt ist es ein bisschen schwierig, denn die die ganze Familie müsste mit. WELCHE STADT WÄRE ES DENN GEWESEN? London oder New York; vielleicht auch Barcelona oder Stockholm, weil hier eine gewisse Dynamik zu spüren ist. In New York veranstalten wir ja immerhin nun im dritten Jahr eine kleine Ausgabe des Reeperbahn Festivals. Späte Genugtuung! INFERNO EVENTS MACHT RELATIV VIEL. VON INDUSTRIE VERANSTAL- TUNGEN, BIS HIN ZU AFTER WORK PARTYS. Erstmal habe ich 1988 begonnen zu studieren und nebenbei Veranstaltungen gemacht und unter anderem für das immer noch geschätzte kleine Wutzrock Open Air – Umsonst und Draußen Programm gebucht. 1993 habe ich mich selbstständig macht. Ende 1999 habe ich den ersten After Work Club veran- staltet - mit 70 Gästen. Ein Jahr später gab es wöchentlich bundesweit etwa 15 Veranstaltungen mit durchschnittlich je 1.000 Gästen. Wir haben sehr schnell sehr viele Erfahrungen gesammelt damals -insbesondere in den Berei- chen Lizenzen, Markenrechte und Vermarktung. In 2004 haben wir die erste Hamburger Theaternacht veranstaltet. Das Format gibt es bis heute. Inzwi- schen hat sich der ebenfalls jährlich stattfindende Theaterpreis Hamburg hinzu gesellt einmal im Jahr kam hinzu. Und wir erarbeiten in diesem Themenfeld gerade ein neue Kommunikations- und Vertriebsplattform für alle Hamburger Theater: theater-hamburg.de . Das erste Reeperbahn Festival hat 2006 stattgefunden. ES GIBT KAUM JEMANDEN, DER DEN MARKT SO GUT KENNT WIE DU. WIRD ES NOCH NEUE FORMATE GEBEN? ODER IST JETZT DIE FAHNENSTANGE ERREICHT? Wenn neue Formate für Konzert-Veranstaltungen gemeint sind: Bestimmt wird es die geben. Aber es ist schwer zu sagen, ob es weitere erfolgreiche geben kann in dem doch für alle Zielgruppen sehr gesättigten Markt. NOCH EIN BLICK AUF DIE JUGEND, DER NACHWUCHS. IST DIE IDEN- TIFIKATION DER JUGEND MIT MUSIK GAR NICHT MEHR SO WIE SIE FRÜHER WAR? Die Identifikation ist auf jeden Fall eine andere, denn in der Aufgenommenen Musik werden ja ist keine Konzeptalben mehr produziert. Die heutigen Hörer hangeln sich von Single zu Single, Alben entsprechen der Anzahl der Titel nach eher einer EP. Der Live-Markt spielt heutzutage für das wirtschaftliche Auskommen eines Künstlers viel größere Rolle. Die gesellschaftliche Prägung durch Künstler in der populären Musik mag noch da sein, gesellschaftspoliti- sche Bedeutung ist fast nicht mehr vorhanden. Das ist schlecht, weil das immer ein brauchbares Korrektiv war. DU WIRST 52 DIESES JAHR. WAS GLAUBST DU, IN 10 JAHREN, ANFANG 60, MACHST DU WAS? Etwas Ähnliches wie jetzt wird es sein. Vermutlich setze ich dann das neue, heute noch unbekannte, attraktive Format um. LETZTE FRAGE. EIN KLASSIKER. DEIN HAUS BRENNT, ALLE LEBEWESEN SIND SCHON GERETTET, DU KANNST DREI SACHEN NOCH RAUSHO- LEN. WELCHE? Das Spielzeug für meine Kinder… Und vielleicht noch meine Kaffeemaschine! ALEXANDER SCHULZ IM INTERVIEW Alexander Schulz ist Elbjazz-Festivalleiter sowie Reeperbahn Festival Director. Der Wahlhamburger studierte Kulturwissenschaften in Lüneburg. Mit seiner Firma Inferno Events ist er seit Jahren erfolgreich in der Hamburger Kulturszene tätig.

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