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Cola hart umkämpft

Cola hart umkämpft


Eintrag vom 01.09.2015

Kürzlich erschien ein Artikel in der Zeit, in der die Vertriebsstrategien von fritz-kola angeprangert wurden. Es heißt, dies sei die systematische Zerstörung der kleinen Labels. PISTE Hamburg wollte wissen, was wirklich am Cola-Streit dran ist und hat dazu die unabhängigen, kleinen Cola-Anbieter wie ColaRebell, Hermann Kola, Ruhrpott Kohla und Premium Cola mit fritz- kola an einen Tisch gebeten.

PISTE: Erst einmal herzlichen Dank, dass alle sich bereit erklärt haben, zusammen zu kommen. Bitte stellt euch kurz vor...

COLAREBELL: Wir sind ColaRebell, die rebellische Cola aus Hamburg.

PREMIUM COLA: Wir sind Premium Cola und wirtschaften in menschlicher Form.

RUHRPOTT KOHLA: Wir haben eine Cola für den Pott kreiert und sind die Ruhrpott Kohla und da stehen wir zu 100 % hinter.

FRITZ KOLA: Wir sind fritz-kola und haben den Anspruch, sehr gute Cola und sehr gute Limonaden zu machen.

PISTE: Was haben denn die kleinen Labels auf dem Herzen?

COLAREBELL: Von außen wird immer wieder etwas an uns heran getragen, das die fragwürdigen Vertriebsmethoden von fritz-kola betrifft. Wir bieten neben unseren Cola-Limonaden auch Cola-Bonbons an, auf die wir uns fokussieren können. In diesem Bereich ist fritz-kola zum Glück keine Konkurrenz für uns, so dass wir da etwas entspannter sein können als andere Marken. Wir bekommen in den letzten 5 Jahren aber immer wieder mit, dass kleinere Marken von fritz-kola bei den Gastronomen rausmanipuliert werden. Auch bei Differenzen mit fritz-kola, die sich eigentlich leicht unter Kollegen regeln ließen, werden gleich Anwälte eingeschaltet. Wir haben überhaupt nichts gegen fritz-kola, finden es aber ziemlich krass, dass unsere Vermutungen der letzten Jahre jetzt auch in der Juniausgabe von ZEIT Campus thematisiert wurden.

PREMIUM COLA: Ich glaube, der Druck im Vertrieb von fritz-kola ist so hoch, dass es deswegen vermehrt zu diesen Einzelfällen gekommen ist, die dann auch publik werden. Man muss aber der Fairness halber sagen, dass ihr von fritz-kola euch auch meldet, wenn es Probleme gibt, und nach einem persönlichen Gespräch ist alles wieder gut. Nur leider kommen wir immer alle 1,5 Jahre aneinander.

RUHRPOTT KOHLA: Es gibt immer irgendwelche Probleme in der Branche. Und wir kennen auch konkrete Fälle, wo die Vertriebsstrategie so angewendet wurde.

PREMIUM COLA: Und Einzelfälle kann man komischerweise nicht nachweisen. All diejenigen, die sich gemeldet haben und bereit sind, es öffentlich zu machen, trauen sich am Ende dann doch nicht, denn sie wissen, dass es zu Schwierigkeiten kommen kann. Daher wäre ja heute eine gute Gelegenheit, über die Vorwürfe zu sprechen.

FRITZ-KOLA: Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind tatsächlich massiv. Wenn ich die Zitate aus der ZEIT lese, finde ich, dass wir das nicht stehen lassen können. Und mundtot können wir nun wirklich niemanden machen – wir machen Cola und sind keine Mafia.

PISTE: Aber woher kommen die Gerüchte über fritz-kola und die Vorgehensweisen?

FRITZ-KOLA: Woher diese Gerüchte kommen, wissen wir leider nicht. Wir stehen in vielen Kühlschränken neben anderen Cola-Marken und haben gemeinsame Kunden. Wenn wir über eine Kundenanzahl im sechstelligen Bereich sprechen, mag vielleicht der ein oder andere Einzelfall auftreten – das bewegt sich dann aber in einem ganz kleinen, prozentual gesehen sehr sehr niedrigem Raum.

PISTE: fritz-kola, habt ihr denn überhaupt noch den Status der „kleinen, unabhängigen Marke“ oder seid ihr nicht doch ein Global Player, vielleicht auch gar nicht mehr so „unabhängig“, sondern mit einem großen Financier?

FRITZ-KOLA: Wir sind nach wie vor unabhängig, aber natürlich gewachsen. Es gibt nur zwei Inhaber, Lorenz und ich (Anm. d. Redaktion: Mirco Wolf Wiegert) – auch wenn es immer wieder Gerüchte gibt, dass andere mit an Bord sind. Das ist nicht richtig. Dennoch landet jede Kritik direkt auf meinem Tisch und wird auch von mir behandelt.

PREMIUM COLA: Ich würde gern noch was ergänzen. Die Quote der Einzelfälle ist im Gesamtkundenrahmen sehr klein, da gebe ich fritz-kola vielleicht recht. Aber es gibt ja nicht nur fritz-kola, sondern auch noch die anderen, wie Hermann, ColaRebell und uns, Premium Cola. Mir fällt jedoch über die 13 Jahre, in der wir nun schon am Markt sind, auf, dass ich über die Jahre mit keinem anderen der Mitbewerber so viele Probleme habe wie mit fritz-kola. Und das liegt vielleicht dann doch an eurer Vertriebsstrategie.

FRITZ-KOLA: Unsere Vertriebsmitarbeiter werden nicht mengenabhängig bezahlt, sondern mit Fixum, damit haben die Vertriebsmitarbeiter keinen Druck.

PISTE: Wenn euch so viel daran liegt, dass alle Marken am Markt sein können, was tut ihr dafür?

FRITZ-KOLA: Wir stehen nebeneinander in fritz-Kühlschränken. Und wir begrüßen natürlich einen offenen Austausch miteinander.

PREMIUM COLA: An mehreren Ecken habe ich auch kürzlich Gutes gehört - es scheint also auf den Artikel hin etwas bei fritz-kola passiert zu sein, denn wenn jetzt Vertriebsmitarbeiter sehen, da steht schon ein Produkt wie z.B. Premium Cola, gehen sie nicht weiter in die Akquise - und das ist die Form wie ich es mir auch wünsche. Ich gehe sogar noch weiter und wünsche mir, dass wir gemeinsam Kisten produzieren und Informationen austauschen - das war ja bislang nicht möglich.

COLAREBELL: Da muss ich einhaken. Wir können natürlich diese Wirtschaftsromantik endlos so weiter fahren, aber Mirco weiß selbst genau, dass die Branche ein einziges Haifischbecken ist. Es wird zwar öffentlich behauptet, man habe einen guten Draht und regelt Probleme unter sich, aber die Wahrheit ist, lästige Mitbewerber bekommen eher Briefe von einer Anwaltskanzlei, als dass sich einer der Gründer bei Problemen selbst meldet. Auf meinen Emailhinweis folgte prompt eine ziemlich krasse Drohgebärde vom fritz-Anwalt, so dass ich mir auch einen Anwalt suchen musste. Eine kleine Hamburger Marke hat mir von einem 8-seitigen Anwaltsdrohbrief berichtet. Und so was passt überhaupt nicht zum Image einer Marke, die sich nach außen gerne als locker und kooperativ gibt.

FRITZ-KOLA: Das ist nicht richtig. Allerdings gibt es Einzelfälle, in denen man einen Anwalt als juristischen Beistand nutzen muss, insbesondere bei komplexen Rechtsthemen, die ich als Laie nicht beurteilen kann. Da kenne ich mich einfach zu wenig aus. Das ist dann der normale Rechtsweg und hat nichts mit Drohgebärden zu tun.

COLAREBELL: Aber gleich mit einem Anwalt zu kommen hat etwas von einer Einschüchterungsmethode, die zu seelenlosen Großkonzernen passt. Man kann sich doch erst an einen Tisch setzen, ohne Anwälte!

PISTE: Wenn es doch nun solche Streitigkeiten untereinander gibt, macht ihr euch dann nicht alle gegenseitig kaputt?

PREMIUM COLA: Wir kooperieren mit 18 anderen Getränkemarken. Wir rufen uns gegenseitig immer an, wenn was ist. Wir haben einen guten Anteil daran, dass es viel mehr Kooperationen untereinander gibt.

RUHRPOTT KOHLA: Ich sehe es wie Uwe. Wir wollen alle unser Ding machen und jeder auch auf seine Art. fritz-kola hat ja einen guten Job gemacht. Aber wir müssen jeder unseren Weg alleine bestreiten, aber wünschenswert wäre, dass weniger Streitgespräche wie diese hier heute auftauchen. Bevor jemand schießt, vorher reden - das ist entspannter. Für die Zukunft: wir sollten näher zusammen rücken.

FRITZ-KOLA: Also, wir sind an einem Austausch interessiert, wir wollen uns auch mal gemeinsam zum Grillen treffen...

COLAREBELL: Es wäre toll, wenn es nicht mehr diese Gerüchte, Zeitungsberichte von fragwürdigen Vertriebsmethoden und Anwaltsdrohungen geben würde. In den letzten 5 Jahren ist das leider nicht gelungen, dass das aufhört, so dass der ZEIT-Bericht das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wenn diese Dinge also künftig tatsächlich nicht mehr vorkommen und man bei fritz-kola auch mal handeln würde, dann wäre das für mich heute eine gelungene Geschichte.

FRITZ-KOLA: Für Gerüchteküche sind wir nicht verantwortlich. Wir stehen in regem Austausch mit vielen Gastronomen. Unsere Strategie ist es nicht, andere Marken vom Markt zu drängen, im Gegenteil. Wir leben mit und von der Vielfalt. Als wir angefangen haben, gab es kaum Alternativen zu großen Getränkekonzernen. Das ist jetzt anders und das finden wir gut.

PISTE: Wir können heute leider nicht klären, wo die Unruhe im Cola-Markt herkommt, aber vielleicht war dies ein Ansatz für mehr Verständnis aller Marken am Markt. 




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